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Beitrag von
Holzkopf (739 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 19:16.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Danke, lieber conny2, für den Hinweis. Rilkes Gedicht ist mir zwar bekannt, aber ich habe es nicht mit Muscas Post in Verbindung gebracht. LG Anke
*** editiert von Holzkopf am Mittwoch, 22.07.2020, 19:17 ***
Dein Beitrag:
Beitrag von
Musca (128 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 13:21.
....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe Community,
lange habe ich hier nichts mehr geschrieben, viel ist seither in meinem Leben passiert. Was mich jetzt dazu bringt mich einmal wieder zu melden ist ein Besuch, den ich gerade bei meiner im Sterben liegenden Nachbarin gemacht habe. Sie hat nach langer Krebserkrankung nicht mehr lange zu leben und es war mir ein Bedürfnis mich zu ihr zu setzen und zumindest eine kurze Zeit bei ihr zu verbringen. Seit mein Lebenspartner 2015 plötzlich starb habe ich 2018 eine liebe Freundin verloren und letztes Jahr meine Mutter. Ja, ich bin jetzt 59 und da ist es tatsächlich so, dass der Tod in vielfältigster Form wirklich Teil des eigenen Lebens wird (was bei manchen von euch ja schon sehr viel früher passiert ist). Mir geht es heute wieder gut, ich bin nochmal eine neue Verbindung eingegangen mit einem wunderbaren Mann, der auch verwitwet ist (und den ich hier im Forum kennengelernt habe) und wir haben nochmal einen richtigen Neuanfang hingelegt mit großem Ortswechsel in eine gemeinsame Wohnung und er mit einem sehr gut geglückten Berufsneustart.
Es ist jetzt so, dass ich dieses Nebeneinander vom Leben und Sterben ganz anders wahrnehme als noch vor ein paar Jahren. Es hat damit zu tun, dass ich die Gefühle die der Tod bei mir auslöst zulassen kann, die Trauer, manchmal auch die fast schon sinnlose Wut (damals als mein Partner so gänzlich unverhofft gestorben ist).
Diese Gedanken wollte ich euch einfach mitteilen. Es ist für mich einmal mehr der Beweis wie vielfältig das ganze Leben ist und dass wir letztendlich gar nicht viel in der Hand haben - auch wenn wir das glauben möchten. Da hilft mir dann wirklich Vertrauen ins Leben.
Viele Grüße an die Runde von Uli
Beitrag von
Aufbruch (12 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 16:34.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Hallo Uli
den Tod "weicher" und als normal dazugehörig zu empfinden, so würde ich meine Wahrnehmung beschreiben. Mein Mann ist vor fast 2,5 Jahren gestorben, er war ein Jahr krank und lange Zeit komplett gelähmt (ALS). Über die ganzen Monate nach seinem Sterben ist es in mir drin auch ruhiger geworden. Schuldgefühle (was ich alles nicht geschafft hatte, ihm noch mehr zeigen müsste wie lieb ich ihn hab usw) treten zurück.
Ich bin zwar bislang ohne Partner, (der letzte Mann den ich geküsst habe war eben mein Mann) aber das Leben, die Freude, auch Lebenslust kommen zurück. Vor zwei Jahren wäre ich am liebsten hinterhergestorben....
Liebe Grüsse
Anja
Beitrag von
Musca (128 Beiträge) am Montag, 17.August.2020, 09:45.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe Anja,
ich habe es nach dem plötzlichen Tod meines Partners ganz ähnlich empfunden: Irgendwann kamen Neugierde, Freude an der Natur, der Wunsch nach Kontakt zu anderen Menschen wieder ganz langsam zurück.
Aber dazu braucht es einfach Zeit und vor allem die Nerven, das auszuhalten (und da erzähle ich sicher nichts Neues wenn ich sage, dass ich die zeitweise überhaupt nicht hatte).
Aber für mich ist mein Leben ein Geschenk und ich bin sehr dankbar es wieder so deutlich zu spüren.
Viele Grüße Uli
Beitrag von
Holzkopf (739 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 16:39.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Hallo musca/Uli, ich will nur auf den Teil eingehen, der Dein "neues Leben" betrifft: Als Du ins Forum kamst, war ich auch noch nicht so lange dabei, vielleicht erinnere ich mich deshalb recht gut an Dich und das, was Du vom Tod Deines Mannes berichtet hattest. Das fand ich damals sehr eindrücklich und nahe gehend. Umso mehr freue ich mich darüber, dass Du jetzt "einen richtigen Neuanfang" gewagt hast und darin glücklich bist.
Da will ich doch noch auf Deine Überschrift eingehen, die eine so richtige, und dennoch für mich so schwer zu lebende Erkenntnis ist. Vor allem, wenn es es um Menschen geht, die einen bisher im Leben begleitet haben. Aber wir wissen ja alle, so recht vorbereiten kann man sich doch nicht, wenn es dann so weit ist. Lieben Gruß, und Euch weiterhin alles Gute Anke
Beitrag von
conny2 (1530 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 18:34.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe Anke,
zur Überschrift, die in einem christlichen Kontext steht...
https://de.wikipedia.org/wiki/Media_vita_in_morte_sumus
...passt Rilkes Gedicht
Schlussstück
Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns.
LG, conny2
Beitrag von
Holzkopf (739 Beiträge) am Mittwoch, 22.Juli.2020, 19:16.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Danke, lieber conny2, für den Hinweis. Rilkes Gedicht ist mir zwar bekannt, aber ich habe es nicht mit Muscas Post in Verbindung gebracht. LG Anke
*** editiert von Holzkopf am Mittwoch, 22.07.2020, 19:17 ***
Beitrag von
Musca (128 Beiträge) am Montag, 17.August.2020, 12:10.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe Anke,
auch dir möchte ich für deine lieben Zeilen danken. Ich werde mich auch niemals daran gewöhnen, dass unser aller Leben so fragil ist und jederzeit alles passieren kann, nein.
Meine Mutter war letztes Jahr wirklich sehr hinfällig und krank und sie gehen zu lassen war ein Wunsch von uns allen.
Als es dann aber tatsächlich geschehen ist war diese Erkenntnis, dass sie jetzt nicht mehr da ist, wirklich niemals mehr zurückkehrt trotz allem wie ein Schock.
Deshalb ist mir das Leben jetzt so wertvoll geworden, bevor mein damaliger Partner starb war eine gewisse Sorglosigkeit Teil des Alltags, war ich doch bisher "verschont" geblieben von diesen harten Zäsuren.
Und trotzdem: Es gibt so viel für das ich heute dankbar sein kann und für mich ist das auch, die Fülle des Lebens genießen zu dürfen. Ich wünsche dir - auch im Namen von Tian, meinem Freund und Lebenspartner - alles Gute! Liebe Grüße von Uli
Beitrag von
blackeyes (1539 Beiträge) am Donnerstag, 23.Juli.2020, 13:45.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe Musca,
vielleicht spickelst du ja noch ein-, zweimal von außen auf deinen Beitrag und die Antworten ;). Ja, mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben, wohl wahr. Wir waren das wahrscheinlich immer schon, nur wir, die wir alle diesen ganz herben Schicksalsschlag hinnehmen mussten, stehen ihm möglicherweise etwas anders gegenüber, dem Tod. Ganz sicher hängt das aber auch mit dem Lebensalter, dem Willen zur Änderbarkeit und unzähligen anderen Faktoren zusammen, wie wir damit umgehen.
Ich war 57 Jahre alt, als meine Mutter starb. Dann folgten im Zeitraum von 17 Monaten zwei Brüder, dann im Lauf der Jahre ein Sohn und eine Tochter des einen Bruders und der letzte meiner Brüder starb im Jahr 2012. Das Schlimmste und für mich Unfassbarste ist und war nach wie vor der Tod meines Mannes im Jahr 2014, als ich 67 Jahre alt war. Mein Schwager, der Mann meines einzigen noch lebenden Geschwisters seinerzeit, meiner Schwester, folgte ihm im Jahr 2015 und jetzt, im Februar d.J., meine Schwester selbst. Sie war trotz ihrer vielen Leiden bis zuletzt so voller Leben und Zuversicht, dass ich es bis heute nicht geschafft habe, dieses, ihr dunkles Datum in unseren Familienstammbaum aufzunehmen. Aber das hol ich natürlich nach. Unsere ganze große Familie ist unsagbar geschrumpft und ich, die ich tatsächlich – mir war das früher gar nicht so recht bewusst – ein Familienmensch bin, leide doch erheblich darunter.
Du siehst, das Netz wird immer enger, es bleiben nicht mehr viele, die durch die Maschen hindurchfallen können. Das eine ist die Familie, die kleiner wird, und das andere ist der Freundes- und Kollegenkreis. Und da ist es ebenso erschreckend, wenn man in der Zeitung in den Familiennachrichten in der Rubrik Trauer einen Namen liest, der einem viele Jahre selbstverständlich war. Du hast wieder Vertrauen ins Leben gefasst, liebe Uli, und das ist gut so. Lebe dieses Leben in Glück und Freude und Gesundheit! Schwere Stunden kommen immer wieder, das weißt du so gut wie ich und sie werden sich nie ganz ausschließen lassen, aber dazu ist das menschliche Leben wohl angetan, dass es nicht nur wie ein Spiel an einem vorüberläuft. Grüße deinen Liebsten von mir, bitte! Wir sind ja eine ganz kleine Strecke alle gemeinsam in diesem Zug des Lebens gefahren. Ihr seid ausgestiegen und das war auch gut so ;), ich bin sitzengeblieben – im Zug – und bleibe hier ;). Ihr beide gehört zu den Menschen, an die man sich nur und ausschließlich gerne erinnert. Das meine ich ganz ehrlich und ich wünsche euch von Herzen alles Gute!
Viele liebe Grüße blackeyes
Beitrag von
Musca (128 Beiträge) am Montag, 17.August.2020, 09:39.
Re: ....und mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen....
Liebe blackeyes,
schon lange wollte ich auf deinen zu Herzen gehenden Beitrag antworten, so wird es jetzt endlich wahr!
Deine Worte haben mich einmal mehr sehr berührt, und ja, es wird immer wieder dunkle Stunden geben, je älter wir werden.
Aber nichtsdestotrotz gibt es viele schöne und lebenswerte Momente, diese nehme ich viel stärker wahr als früher.
Einer meiner Söhne hat neulich zu mir gesagt:"Mama, du bist ganz anders als früher, redest viel mehr mit fremden Leuten, bist aufgeschlossener." Das war mir gar nicht so bewusst aber es hat mich gefreut. Es wäre doch wirklich furchtbar wenn ich immer noch oder wieder die "alte" wäre nach den ganzen Ereignissen.
Wir (das heißt Tian und ich) grüßen dich ganz herzlich und wünschen dir auch das Allerbeste! Liebe Grüße von Uli
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