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Beitrag von
Sammy2009 (527 Beiträge) am Sonntag, 4.Oktober.2020, 17:31.
So war es - Teil 1: Der Umzug
Mein Verstand sagte mir schon früh, dass ich aus unserem Haus rausgehen sollte, denn ich spürte instinktiv, dass ich dort nicht heilen konnte. Viel zu viele Erinnerungen, wunderschöne und auch der GAU. Auch wenn der Tod meines Mannes nun 2 Jahre und 8 Monate zurückliegt – die Erinnerungen daran sind so präsent, als ob es gestern erst passiert ist. Jedes Detail. Die Tage danach sind schwammig und fehlen mir bis heute in der Erinnerung. Ob sie jemals vollständig zurückkehren, weiß ich nicht. Aber aus heutiger Sicht ist es mir nicht ganz so wichtig. Dafür sind die Wahrnehmungen, als ich spürte, dass er ging, für mich mit das kostbarste, was mir geblieben ist. Also der Verstand sagte früh, dass ich diesen Ort verlassen muss. Doch das WIE, das WANN, das WOHIN – das war alles nicht klar. Wohin soll man gehen, wenn man keine Antworten auf diese Fragen hat? Und so ließ ich mich treiben: von Kollegen, die es mir Gebetsmühlenartig sagten; von meiner Familie, meiner Freundin… sie alle sagten „Verlass diesen Ort“, hatten aber auf die W-Fragen auch keine Antwort. Es brauchte Zeit. Und heute weiß ich, dass ich diese Zeit wirklich auch zum Abschied-nehmen brauchte. Nicht nur für mich, sondern auch für meinen Mann. Er ist nicht mehr dort, nein – er ist bei mir. Wohin ich gehe, dorthin geht ER mit mir, denn er ist IN mir und BEI mir.
Während der Monate des Sortierens, des Einpackens war er oft sehr präsent. Einerseits war das für mich hilfreich, denn er sagte mir, was ich behalten sollte, wem ich was überlassen sollte und was weg konnte. Andererseits war ich aber oft auch wütend, denn er mutete mir mit der Hausauflösung eine Kraftanstrengung zu, die er zu seinen Lebzeiten ja durchaus auch hätte machen können. Ich hätte ihm ganz sicher geholfen. Doch er konnte das wohl nicht und vertraute darauf, dass ich das schon richtig machen würde. Er hat mir vertraut – bedingungslos, so wie ich ihm vertraute – bedingungslos. Dieses Vertrauen, das von Anfang an zwischen uns da war, es ist bis heute da – ich würde sogar behaupten, es hat sich gerade im Verlauf der letzten 4 Monate stark intensiviert.
Für ihn Wichtiges ist nun an den Orten, wo er es ganz sicher auch hinverbracht bzw. vernichtet hätte. Und so fühle ich nun einen Frieden in mir. Gleichzeitig ist mit der Hausauflösung diese Wunde, die am Tag seines Todes entstand, komplett aufgebrochen. Mir ging es körperlich einige Wochen lang genau gleich wie damals. Der seelische Schmerz hält noch immer massiv an. Aber ich führe mir ins Bewusstsein, dass ich eben nicht an der Stelle stehe, wo ich vor 2 Jahren und 8 Monaten war. Ich bin in dieser Zeitspanne viele Schritte gegangen. Dazu komme ich später aber noch mal unter Teil 2.
Euch allen hier im Forum, die Ihr an mich in den letzten Wochen und Monaten gedacht habt, mich mit Worten begleitet habt, Euch allen möchte ich DANKE sagen. Insbesondere in den letzten 8 Tagen habe ich eine Nähe durch Eure Gedanken und Worte fühlen dürfen, die mir mehr Wärme gespendet hat, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. In meiner „Zwischenlösung“, in der ich mich die nächsten 15 Monate aufhalten werde, habe ich nun Zeit, diese Wunde zu pflegen, damit sie sich langsam wieder schließen kann.
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