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Beitrag von
Clelia (105 Beiträge) am Montag, 19.Oktober.2020, 07:43.
Re: Das Coronaproblem
Ach Patricia - Du sprichst mir so sehr aus der Seele, deine Worte könnten meine sein. Ich wünsche Dir einen erträglichen Tag!! Und Euch Allen auch - ich bin dankbar in Kontakt zu sein mit Euch! Danke!! Clelia
Dein Beitrag:
Beitrag von
Stille2020 (40 Beiträge) am Donnerstag, 15.Oktober.2020, 19:03.
Das Coronaproblem
Hallo ihr lieben, die Sache mit Corona finde ich, hat zwei Seiten. Mir hat es in den letzten Wochen eher geholfen. Erstmal konnte ich mein verheultes Gesicht unter der Maske verstecken und große Menschengruppen hätte ich so oder so in der letzten Zeit gemieden. Die (mittlerweile sehr wenigen) Freunde, die mir geblieben sind, treffe ich so oder so. Corona hin oder her. Auch bin ich ehrlichgesagt froh, dass es dieses Jahr keine Weihnachtsmärkte und co. geben wird. Von Karneval ganz zu schweigen...Es ist alles anders in dieser Zeit und Corona macht es ehrlichgesagt nicht wirklich schlimmer, nein, ich darf mich zuhause verkriechen und werde so auch nicht genötigt etwas zu unternehmen (denn der dumme Spruch von einigen Bekannten "Du musst raus und unter Leute um dich abzulenken"ging mir sowieso von Anfang an auf die Nerven. Ich brauch das nicht. Und wenn ich Stunden damit verbringe mir zuhause die Augen auszuweinen, das muss halt raus. Ich für meinen Teil sehe nicht wirklich viel, was mir jetzt Spaß machen würde, deshalb sehe ich auch keinen Sinn Corona zu verteufeln....Spazierengehen kann ich alleine oder mit einem netten Menschen meiner Wahl(bringt mich zur Ruhe) und ein gutes Buch auf der Couch ist für mich zur Zeit das schönste, was es gibt. Tatsächlich, ja das macht mir Spaß. Natürlich ist es etwas ganz anderes wenn man jemanden im Altersheim hat. Das ist schrecklich, dies Angst diesen Menschen alleine lassen zu müssen, weil man ggf. den Zutritt verwehrt bekommt...Wollen wir hoffen, dass das nicht wieder passiert- kann aber eigentlich nicht, weil die Hygienekonzepte heute ganz anders sind als zum damaligen Zeitpunkt (es gibt genug Schutzmaterialien).
Also ich lasse mir von Corona nicht die Laune (die ich nicht habe :-)) verderben. Ich lebe damit, lass mich nicht verrückt machen und bin sicher, auch das geht vorbei.
Ganz liebe Grüße Patricia
Beitrag von
Clelia (105 Beiträge) am Donnerstag, 15.Oktober.2020, 21:50.
Re: Das Coronaproblem
Das kann ich verstehen, Patricia - Aktivitäten fehlen mir auch nicht im geringsten und das sich-verstecken unter der Maske ist mir sehr vertraut... Aber ich habe jetzt wirklich deutlich mehr Angst selbst krank zu werden, mich zu infizieren und dann einen schweren Verlauf zu haben. Mir ist so schneidend klar, dass ich der überlebende Elternteil bin, dass mein Mann absofort hier nicht mehr übernehmen kann, wenn ich ausfalle.Mir darf nichts passieren jetzt und in den nächsten Jahren bis unsere Kinder wirklich selbstständig sind - wenn ich schwer erkranke oder Folgeschäden entwickle, lange in Reha muß - gar sterbe... Mein Gott, was wird dann aus meinen Kindern?? Diese absolute Schutzlosigkeit ( aufeinmal bin da nur noch ich, die "hält") macht mir unglaublich Angst und lässt mich öfter aus dem Schlaf hochschrecken. Und dass ich hier mitten in allem sonstigen Papierkram ( Renten etc) auch gerade für die Kinder versuche alles zu ordnen und Notfallanweisungen in einen Extra-Ordner zu packen, hat genau damit zu tun. Ein übles, permanentes Gefühl von Bedrohung, dass ich so lange nicht kannte - einfach weil mein Mann nun weg ist und ich ihn nicht mehr "im Rücken" habe. Die steigenden Coronazahlen triggern dieses Gefühl von Schutzlosigkeit immer wieder an...für mich ist es derzeit nicht einfach, dennoch die Nerven zu behalten. Wie gut, wenn das für Dich anders ist!! Clelia
Beitrag von
Elevyn (61 Beiträge) am Donnerstag, 15.Oktober.2020, 22:56.
Re: Das Coronaproblem
Also ehrlich gesagt, wenn ich dürfte...würde ich am liebsten mal so richtig ausgehen, die Sau raus lassen, mich betrinken und feiern. Nur damit ich mein Leben für den Moment mal vergessen kann. Und ich würde es meiner Tochter auch gönnen, Party zu machen. Zeit zum traurig sein bliebe noch genug! Naja, so bleibt mir noch mehr Zeit zum traurig sein... Alles echt trostlos gerade... LG Elevyn
Beitrag von
annaresi (175 Beiträge) am Freitag, 16.Oktober.2020, 20:28.
Re: Das Coronaproblem
Hallo Clelia, Du sprichst mir aus der Seele. Ähnlich empfinde ich es auch! Annaresi
Beitrag von
Clelia (105 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 09:03.
Re: Das Coronaproblem
Und was tust Du, wenn Dich die Angst so packt? Mein Mann ist jetzt seit 3 Monaten tot und es hat die ganze Zeit sehr weh getan und alles war völlig "verdichtet"und so vieles zu tun. Aber irgendwie bricht erst jetzt "der Boden unter meinen Füßen" aufeinmal ernsthaft weg. Dieses zunehmende Gefühl von Bedrohung, Schutzlosigkeit und Einsamkeit macht mir Angst. Ich kenne mich so nicht. Ich war immer eine wirklich gute Krisenmanergerin. Liebe Güte,ich bin Sozialarbeiterin, mein Job besteht darin Andere darin zu unterstützen Ihre Ressourcen zu finden und zu nutzen. Und aufeinmal wach ich morgens auf und muß nach Luft schnappen, sozusagen, und es wird immer schwerer gegenzusteuern. Ich tue was ich kann - aber ich erkenne mich nicht wieder und entwickle eine Furcht vor allem was kommen mag, die nur mit großem Kraftakt in die Schranken zu weisen ist. ( trotzdem aufstehen, Alltag anpacken, Dinge regeln...) Wie machst Du das, Annaresi? Und Ihr Anderen? Wie hält man das durch und wann wird es leichter?? Clelia
Beitrag von
Jasmin2 (1561 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 09:21.
Re: Das Coronaproblem
Hallo clelia, Könntest du dich mal ne Zeit lang krankschreiben lassen, um aus dem Gefühl der Dauerüberforderung herauszukommen? Die Trauer selbst ist schon richtig Arbeit und nun mit der derzeitigen bedrohlichen Lage plus Kinder ist es ein Riesenberg.... das wundert mich überhaupt nicht. Hilfreich kann sein, sich immer wieder Oasen der Ruhe zu schaffen, tägliche Entspannungsübungen wie autogenes Training, Qi Gong oder PMR oder aktiv spazieren gehen o.ä. zur Angabe der Dauer wird dir niemand konkret etwas sagen können, das kommt immer auf die eigene Geschichte und sonst. Umstände an. Wenn es geht, auf jeden Fall die Belastung reduzieren, gut essen, für guten Schlaf sorgen, was man manchmal medikamentös etwas unterstützen kann. Alles Liebe für dich Jasmin
Beitrag von
Stille2020 (40 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 15:41.
Re: Das Coronaproblem
Ich weiss noch als im Frühling die Coronasache so richtig Fahrt aufnahm. Da hatte ich die ähnlichen Ängste die du schilderst. Ich war fast panisch vor Angst und traute mich kaum aus dem Haus, hatte schlaflose Nächte. Diese Ängste sind furchtbar und der Verlust des geliebten Partners, der uns jetzt auch noch zusätzlich getroffen hat, schürt Ängste natürlich ungemein. Auch ich bin dabei Papierkram zu regeln. Für meine Kinder zb.Ordner sortieren, Vollmachten für Bankkonten, Notfallpläne usw zu erstellen, falls mir etwas passieren sollte. Ich finde das auch mittlerweile sehr,sehr wichtig.Vorher hatte ich mir darüber noch nicht wirklich Gedanken gemacht.
Ich finde aber,Angst (die ja pandemiebedingt durchaus begründet ist)darf das Leben trotz allem nicht zu sehr überschatten. Ich finde das Wort "Schutzlos" beschreibt es sehr gut. Wir sind tatsächlich dieser Situation und der Pandemie in gewisserweise schutzlos ausgeliefert. Wir können auch nicht wirklich beeinflussen, wen es wann erwischt und welche Folgen es für die jeweilige Person haben wird, geschweige denn zu beeinflussen, wann Corona endlich vorbei ist. Wir können es nicht vorraussehen, wir können nichts daran ändern.Und auch eine Angst ändert an der Situation nichts. Ausser, dass es einem noch schlechter geht als eh schon. Deshalb macht (zuviel) Angst für mich persönlich wenig Sinn. Sie bringt nicht weiter und ändert nichts daran. Für mich gibt es nur die Konsequenz, es einigermaßen zu akzeptieren wie es ist und uns nicht von Ängsten regieren zu lassen. Ängste abschütteln kann man natürlich nicht. Auch das ist ein langsamer Prozess indem man die eigene Einstellung dazu überdenkt. Und natürlich machen es die Nachrichten einem auch nicht leichter...Scheißthema....
Wir haben ja leider gemerkt, dass das Schicksal grausam sein kann (unabhängig von der Pandemie) und wir nichts, garnichts dagegen tun können.
Was das berufliche angeht finde ich es einen absoluten Kraftakt. Ich gehe seit Montag auch wieder arbeiten, habe aber das Glück, dass ich zur Zeit keine Behandlungen machen muss. Das machen die Kolleginnen.Ich mache im Moment nur Anmeldung, Terminierungen, Telefon und sonstigen Bürokram. Am Mittwoch bin ich dann Mittags von einer so heftigen Trauerwelle erfasst worden, dass ich alles stehen und liegen lassen musste. Es ging einfach nicht mehr. Es stellt ein Riesenproblem dar anderen zu helfen, obwohl man zur Zeit garnicht in der Lage dazu ist. Meine Trauerberaterin sagte es ganz passend, man kann anderen Menschen erst wieder helfen, wenn es einem selbst wieder gut geht.Tut es aber nicht-und wer weiss, wann es wieder so ist. Bedeutet also, dass das letzte Fünkchen Kraftreserve verbraucht wird. DAS DARF SO NICHT SEIN, damit zerstört man sich selbst.Es gibt nur eine Lösung: Ruhe,Ruhe,Ruhe!! Und ehrlich gesagt fühle ich mich überhaupt noch nicht nach Arbeiten gehen, überhaupt nicht. Ich suche gerade eine Lösung um mich wieder für die nächste Zeit zurückziehen zu können. Ich habe nur gerade noch keine Lösung...Vielleicht doch eine Trauerkur?
Ganz liebe Grüße Patricia
Beitrag von
Elevyn (61 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 16:30.
Re: Das Coronaproblem
Hallo Ihr Lieben,
Erstmals möchte ich Euch drücken und Euch sagen, dass ich der Meinung bin, dass Corona irgendwie vorbei gehen wird und für uns das Leben wieder normal(er) wird. Ich hoffe, das ist ganz bald.
Ich bin betroffen, wie Ihr im Moment kämpft und ich finde, Ihr seid sehr bewundernswert. Lasst Euch nicht unterkriegen und kämpft weiter, Schritt für Schritt! Auch mit kleinen Schritten kommt man vorwärts. Ich finde, die Medien schüren schon große Ängste und vielleicht ist es manchmal besser, einfach den Kopf Mal in den Sand zu stecken und zu sagen: "Das geht mich nix an." Ich weiß, das ist nicht der richtige Weg, aber kurz Mal ausklinken und nur auf sich schauen und hören, darf ruhig Mal sein.
Ich habe heute Mal einen meiner besseren Tage (habe noch nicht geweint). Also bin ich Mal optimistischer.
Ich hatte nach dem Tod meines Mannes nur 2 Wochen frei. Und ich muss sagen, mir persönlich tut das Arbeiten gut. Auch wenn ich nicht so produktiv wie sonst bin und ich zu Mittag richtig erschöpft heim komme und schlafen ohne Ende könnte. Es lenkt mich ab und ich habe für ein paar Stunden andere Gedanken im Kopf.
Natürlich habe ich auch Angst, aber ich lasse sie mein Leben nicht bestimmen. Wir alle haben es nicht verdient, dass wir uns so fühlen. Wir haben verdient, dass es uns wieder gut geht. Und das behalte ich im Kopf und hoffe, dass es sich so entwickelt, wie ich es möchte. Das "alte" bekomme ich nicht mehr, aber irgendwo wartet das "neue" auf mich und das ist für mich bestimmt und möchte nur gefunden werden. Mein Sonnenschein nach Gewitter, Sturm, Hagel und Regen kommt... Ich muss nur die Wolken noch auf die Seite schieben. Und ich schaffe das! Auch wenn das Gewitter wahrscheinlich noch ein paar Mal zurück kommt! Mein Sonnenschein wartet schon auf mich...und Basta!
LG Elevyn
Beitrag von
Stille2020 (40 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 18:12.
Re: Das Coronaproblem
Ich finde es auch, dass wir durchaus den Kopf in den Sand stecken dürfen , auch gerne viel öfter als sonst denn nur so kommt man zur Ruhe. Mich hat in den ersten Wochen das Weltgeschehen sowieso nicht interessiert und ich finde es auch jetzt nicht unbedingt zwingend notwendig , mir alle Nachrichten anzusehen. Das auf sich Selbst besinnen und achtsam mit sich umzugehen ist viel wichtiger! Mich lenkt die Arbeit überhaupt nicht ab.Im Gegenteil. Ich verknüpfe natürlich auch alles mit meinem geliebten Partner.Jeder Handgriff, jeder Ordner,einfach alles. Immerhin haben wir viele Jahre die Praxis gemeinsam geführt und waren immer zusammen.
LG Patricia
Beitrag von
Clelia (105 Beiträge) am Samstag, 17.Oktober.2020, 19:52.
Re: Das Coronaproblem
Ja, genau - die Kontovollmachten hab ich auch als allererstes eingerichtet, noch bevor ich mit dem Notfallordner und allem anderen begonnen habe! Und ansonsten versuche ich aktuell wenigstens Corona betreffend wirklich nur einmal am Tag die aktuelle Nachrichtenlage zu checken und mich danach ein wenig abzuwenden davon. Ich denke es ist wirklich so, dass dieses Gefühl von Schutzlosigkeit und die Angst davor, jederzeit könne mir oder meinen Kindern etwas passieren, es könnte weitere Tode geben - vorallem einfach mit dem tief sitzenden Schock des plötzlichen Todes meines Mannes im Juli zu tun hat. Der Schock und das Bedrohungsgefühl sitzt tief - und ich muß mich jedesmal wieder neu selbst beruhigen, sozusagen.Und dann kommt die Coronalage "obendrauf" und triggert ordentlich.
Und sonst - ich arbeite in der ambulanten Jugend-u. Familienhilfe... und Du hast Recht, Patricia - jetzt in einem helfenden Beruf zu arbeiten ist ein absoluter, irgendwie beinahe unmöglicher Kraftakt. Ich habe nach der 6. Woche Krankschreibung wieder angefangen... es geht so einigermaßen, aber es zehrt unglaublich und verlangt mir mehr ab als ich eigentlich zu geben habe, derzeit! ich rappel mich zusammen und bin dabei wirklich so müde. Die erneute Krankschreibung empfinde ich für mich - zumindest derzeit - dennoch nicht als Lösung, Jasmin.Dann müssen meine KollegInnen die Familien übernehmen und betreuen - das ist das Eine. Und das Andere: das ist nunmal bis auf Weiteres mein Job und ich muß mein "neues Leben" damit überein kriegen...bis das Gefühl von Schutzlosigkeit und "Ausgesetztheit" abklingt wird viel Zeit vergehen, fürchte ich -so lange reicht keine Krankschreibung mit der ich unser Leben noch finanzieren könnte. Ich suche einen Weg meine Alltagsanforderungen zu schaffen, nicht ihnen auszuweichen!! Ergibt das Sinn? Wie findest Du die benötigte Ruhe mitten in Deinem Praxisalltag, Patricia, wenn die Welle kommt?? Oder ziehst Du Dich jetzt erstmal wieder für eine Weile raus? Ich finde es seit dem Tod meines Mannes unglaublich schwer auf mich zu achten, mir selbst "Raum" zu geben. Ab der Todesmitteilung durch die Polizisten waren "1000! Dinge zu regeln, und immer noch übrig ist der nur langsam abflauende Ämter -u. Anträgekram, der Haushalt, mein Sohn und meine Tochter, die Notwenigkeit Geld zu verdienen, langsam den Haushalt zu verkleinern u.vm. Und dabei bin ich so furchtbar müde - aber alles fallen lassen und nur noch im Bett bleiben kann nicht die Lösung sein, oder? Ein Gleichgewicht finden zwischen dem "nachgeben" und sich Ruhe gönnen und dem "widerständig sein" und den Alltag zu wuppen - dasist wirklich grad verdammt schwer. Naja! Heute zumindest mache ich nichts mehr... Fphlt Euch fest gedrückt!! Clelia
Beitrag von
Stille2020 (40 Beiträge) am Sonntag, 18.Oktober.2020, 09:27.
Re: Das Coronaproblem
Die letzte Woche war ja meine erste Arbeitswoche. An dem Mittwoch, wo die Welle so heftig kam bin ich Nachhause gefahren. Es hat Stunden gebraucht, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte. Ich weiss es einfach noch nicht, wie ich mit dieser Situation im Arbeitsleben umgehen soll, kann bzw. werde. Ich habe noch keine Ahnung, wie das gehen soll.Aber du hast völlig recht, Clelia, auch finanziell muss es ja irgendwie weitergehen.Dieses MUSS empfinde ich allerdings als furchtbar belastend und drückend. Ich sage mal so, diese Situation macht krank.Auch diese Müdigkeit spüre ich ganz deutlich. Kopfschmerzen, Schwindel usw. kennt ihr bestimmt alle. Dieser Kraftakt, der vollbracht werden MUSS, kann nicht gut sein. Weder körperlich noch seelisch. Die Seele fleht nach Ruhe und wir MÜSSEN weitermachen. Wohin soll das führen? In die Trauerdepression, die sich dann irgendwann nach Monaten deutlich meldet und uns dann komplett ausser gefecht setzt, weil dann NIX mehr geht?? Ich habe keine Ahnung und hoffe, dass es nicht so schlimm wird. Uns bleibt nur, diesen Balanceakt irgendwie hinzubekommen. Arbeit , Verpflichtungen, Rückzug und Ruhe irgendwie zu vereinen. Nur wie? Wenn alles auf uns einprasselt und uns zum handeln verdammt? Es ist ja niemand mehr da, der uns einen Teil abnimmt, so wie früher. Natürlich, Familie, Kinder evtl. Freunde helfen. Aber es kann niemals die Selbstverständlichkeit sein, wie es früher mit dem Partner war. Ich bin ja sicher, dass sie von "drüben" mentale Unterstützung geben. Aber alles menschliche muss nun von uns alleine gemacht werden.
Ach, ich bin wieder schlecht drauf. Ist scheinbar am Wochenende normal :-( Dazu kommt diese hier bei uns nicht vorhandene Trauerkultur. Nach kurzer Zeit soll man wieder funktionieren. Auch mein Arzt wollte mir anfänglich nur 2 Wochen Krankmeldung zuschreiben.Aha. Nach 2 Wochen soll man also wieder völlig Einsatzfähig sein, zur Tagesordnung übergehen und die Trauer gefälligst alleine, im stillen Kämmerlein verarbeiten? Damit wir wieder schön brav, wie es von uns verlangt wird, dass System unterstützen? Dazu kommt ja nunmal auch noch, dass Existenzsorgen bei vielen an der Tagesordnung sind. Mit einigen Euros, die wie ich gehört habe, Steuerersparnis im ersten Trauerjahr werden natürlich trotzdem viele ihr Leben neu ausrichten müssen. Und das gilt ja auch nur für Verheiratete. Lange Partnerschaften gelten nicht, sind also gearscht. Ja ist denn eine aussereheliche Trauer und Existenzangst anders? Scheinbar ja.
LG Patricia
Beitrag von
Clelia (105 Beiträge) am Montag, 19.Oktober.2020, 07:43.
Re: Das Coronaproblem
Ach Patricia - Du sprichst mir so sehr aus der Seele, deine Worte könnten meine sein. Ich wünsche Dir einen erträglichen Tag!! Und Euch Allen auch - ich bin dankbar in Kontakt zu sein mit Euch! Danke!! Clelia
Beitrag von
Deirdre (8 Beiträge) am Montag, 19.Oktober.2020, 22:12.
Re: Das Coronaproblem
Liebe Patricia, es ist so traurig das alles zu lesen. Ich weiß wie schrecklich ausgeliefert man sich fühlt und wie unverstanden. Mich hat es damals zutiefst geschockt, als man mir sagte, 2 Wochen Trauer seien normal, alles darüber hinaus zähle schon als krank. 2 Wochen! Die Frechheit, die in dieser Aussage wohnt ist unermesslich.
Aber ... ich hab lange gebraucht, doch ich habe einen Weg gefunden, der mir das alles erträglicher macht. Er ist nicht immer da, nicht immer gangbar, aber es gibt ihn. Leider ist es nur mein Weg für mich, ich kann also auch keine Tipps geben, aber ich möchte dir unbedingt sagen, dass es ihn gibt. Du wirst ihn auch finden.
Beitrag von
conny2 (1537 Beiträge) am Dienstag, 20.Oktober.2020, 15:30.
Re: Das Coronaproblem
Beitrag von
Elevyn (61 Beiträge) am Dienstag, 20.Oktober.2020, 16:40.
Re: Das Coronaproblem
Hallo Ihr Lieben,
Bei mir hat die Trauer innerhalb der ersten 2 Wochen noch gar nicht angefangen... Wie sollte sie da vorbei sein?
Ich glaube auch, dass jeder seinen eigenen Weg hat und den muss er dann ja auch gehen. Da kommt man nicht drum herum. Ich gehe auch meinen Weg, der vielleicht anderen Recht forsch vorkommen mag. Aber egsl was ich mache, wie ich damit umgehe,... Die Trauer ist trotzdem da und mein Mann fehlt mir jede Minute! Jetzt ist es 2 Monate her und es kommt mir immer noch so unecht vor. Und manchmal kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie der Alltag mit ihm war. Meine Lebenssituation ist schon richtig "normal" geworden. Das macht mir Angst! Corona ist da daneben einfach nur nervig. LG Elevyn
Beitrag von
Stille2020 (40 Beiträge) am Dienstag, 20.Oktober.2020, 21:48.
Re: Das Coronaproblem
Richtig Evelyn. Nach 2 Wochen fängt man erst an die ganze Situation zu realisieren...anfänglich ist man in einem Schockzustand. Und auch mir geht es wie dir, manchmal denke ich , dass kann doch alles nicht wirklich echt sein... Und liebe Deirdre, Deine Worte sind tröstlich.Der Weg ist sicher da, aber er muss erst gefunden werden.Das wünsche ich mir für uns alle hier.
LG Patricia
Beitrag von
annaresi (175 Beiträge) am Montag, 19.Oktober.2020, 21:42.
Re: Das Coronaproblem
Hallo Clelia, Du fragst konkret, was ich mache und ich will mal versuchen zu antworten. Mein Mann ist im Sommer 2017 verstorben, dass heißt, als ich in dieser ganz schlimmen Phase war, hatten wir noch kein Corona. Ich habe mir viel helfen lassen: von Freunden, Familie und auch von einer Psychologin. Ich habe auch recht schnell wieder angefangen zu arbeiten, auch wenn mir das schwer gefallen ist. Es tat mir rückblickend glaube ich ganz gut, dass für eine gewisse Zeit des Tages etwas anderes als meine eigenen Schmerzen und Sorgen im Mittelpunkt meiner Konzentration standen. Es war schwer, aber es ging. Meine Kollegen standen mir auch bei ("Du kannst gehen, wenn es nicht mehr geht."). Im Sommer 2018 habe ich dann mit meinen beiden jüngeren Kindern einen sehr schönen Urlaub gehabt und diese Seite hier gefunden. Beides hat mir gutgetan. Corona trat für mich also nicht gleichzeitig mit der schlimmsten Trauer auf. Für Dich und alle anderen, die dieses Jahr ihren Partner verloren haben, ist es sicher deswegen viel schwieriger. Vielleicht kann die Hilfe durch Freunde und Familie anders stattfinden, per Telephon oder Internet... das ersetzt natürlich keine Treffen oder Umarmungen, aber es ist besser als nichts. Gegen die Angst vor der eigenen Infektion hilft Vorsicht und die Strategie, dass ich mir das immer wieder vor Augen führe, dass ich manches beeinflussen kann und manches eben nicht. Das lindert die Angst ein bisschen, finde ich. Ich hoffe sehr, dass Dir das ein bißchen geholfen hat. Liebe Grüße, Annaresi
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