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Beitrag von
Sammy2009 (643 Beiträge) am Samstag, 9.April.2022, 16:42.
Das 5. mal Ostern ohne IHN
Kaum zu glauben, dass das 5. Osterfest ohne meinen Mann vor der Tür steht. Seit er mir vorausgegangen ist, hat sich diese Zeit für mich komplett verändert. Im ersten Jahr ohne ihn, 2018, war es noch grauenhaft. Im Jahr darauf war ich an meinem Zufluchtsort in der Oberpfalz, umgeben von Menschen, die von meinem Schicksal wussten und trotzdem dieses nicht in den Vordergrund stellten, sondern besonders liebevoll mit mir umgingen und in allerlei Aktivitäten einbanden. Dort gestaltete ich zum ersten Mal eine ganz besondere Osterkerze. Ich war ganz bei mir und fühlte doch diesen abgrundtiefen Schmerz, von dem ich dachte, er wird schon irgendwann loslassen. Dass es doch noch 2 Jahre dauern würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Hätte mir jemand dies prophezeit, wäre ich verzweifelt. Doch dieser Ort half mir zu lernen, die Trauer und den Schmerz auszuhalten und zu gestalten. Dann kam Corona und ich musste Ostern 2020 wieder in unserem Haus allein verbringen. Es war furchtbar für mich. Das einzige, was mich am Leben hielt, war die Tatsache, dass endlich der Verkauf unseres Hauses unter Dach und Fach war und ich anfangen konnte, Abschied zu nehmen und mich gedanklich auf einen Neuanfang vorzubereiten. Eine Reha war beantragt - in einer Klinik, die mir über Umwege empfohlen worden war. Wie es das Schicksal wollte, fand ich in diesem Ort ein neues Zuhause, noch bevor die Reha begann. 2020 war für mich also ein sehr turbulentes Jahr. Abschied von Altem und Neuanfang in einem anderen Ort. Ostern 2021 war ich nicht mehr allein und dieses Jahr? Ich konnte vor ein paar Wochen endlich in meine eigene Wohnung ziehen, die ich mir gekauft habe. Das 5. Osterfest ohne meinen Mann, aber er ist auf all diesen Wegen, die ich in den vergangenen 5 Jahren gegangen bin, nie von meiner Seite gewichen. Er war und ist überall dabei, auch in mein neues, endgültiges Zuhause ist er mit eingezogen. Immer öfter wache ich morgens auf und fühle einen tiefen Frieden und große Dankbarkeit in mir. Gleichzeitig zeigt sich aber auch gerade jetzt in dieser Zeit, die unsere Lieblingsjahreszeit war und ist, dieser Schmerz. Und die Erinnerung daran, wie es mir in den ersten beiden Jahren ging, taucht aus dem Nebel auf. Nichts ist vergessen. Aber ich spüre auch die Heilung, die sehr langsam voranschreitet. Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken, wie lange ich diesen Schmerz noch spüren werde. Es spielt keine Rolle mehr. Er gehört zu mir und erinnert mich auch immer wieder daran, wie groß und tief und wunderbar die Liebe war und ist, die mein Mann und mich verbunden hat und noch immer verbindet.
An dieser Stelle möchte ich allen, die mir Mut zugesprochen haben, eine Reha zu machen und einen Umzug zu wagen, DANKE sagen. Zum jeweiligen Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, wie es werden würde. Jetzt, rückblickend, muss ich sagen: es war das Beste, was ich tun konnte. Ich fahre 1x in der Woche an unser Grab und ansonsten hat mich das Leben zurückgeholt. Einen neuen Job, eine neue Wohnung und einen neuen Lebenspartner. Vor 5 Jahren war das alles undenkbar für mich.
DANKE an Oliver und all die Ehrenamtlichen, die zum Betreiben dieser Seite beitragen. Ohne Euch wäre ich heute ganz sicher nicht an dem Punkt, an dem ich stehe. Ihr seid stille Helden und ich wünsche allen hier in der Community diese Helfer, die ich auch hatte und habe. Ich möchte sie nicht namentlich erwähnen, aber die Betreffenden wissen, dass sie gemeint sind.
Allen weiterhin viel Mut, viel Kraft und Hoffnung. Es kann wieder werden. Es dauert, unter Umständen auch länger, aber es kann wieder werden.
Dein Beitrag:
Beitrag von
Sammy2009 (643 Beiträge) am Samstag, 9.April.2022, 16:42.
Das 5. mal Ostern ohne IHN
Kaum zu glauben, dass das 5. Osterfest ohne meinen Mann vor der Tür steht. Seit er mir vorausgegangen ist, hat sich diese Zeit für mich komplett verändert. Im ersten Jahr ohne ihn, 2018, war es noch grauenhaft. Im Jahr darauf war ich an meinem Zufluchtsort in der Oberpfalz, umgeben von Menschen, die von meinem Schicksal wussten und trotzdem dieses nicht in den Vordergrund stellten, sondern besonders liebevoll mit mir umgingen und in allerlei Aktivitäten einbanden. Dort gestaltete ich zum ersten Mal eine ganz besondere Osterkerze. Ich war ganz bei mir und fühlte doch diesen abgrundtiefen Schmerz, von dem ich dachte, er wird schon irgendwann loslassen. Dass es doch noch 2 Jahre dauern würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Hätte mir jemand dies prophezeit, wäre ich verzweifelt. Doch dieser Ort half mir zu lernen, die Trauer und den Schmerz auszuhalten und zu gestalten. Dann kam Corona und ich musste Ostern 2020 wieder in unserem Haus allein verbringen. Es war furchtbar für mich. Das einzige, was mich am Leben hielt, war die Tatsache, dass endlich der Verkauf unseres Hauses unter Dach und Fach war und ich anfangen konnte, Abschied zu nehmen und mich gedanklich auf einen Neuanfang vorzubereiten. Eine Reha war beantragt - in einer Klinik, die mir über Umwege empfohlen worden war. Wie es das Schicksal wollte, fand ich in diesem Ort ein neues Zuhause, noch bevor die Reha begann. 2020 war für mich also ein sehr turbulentes Jahr. Abschied von Altem und Neuanfang in einem anderen Ort. Ostern 2021 war ich nicht mehr allein und dieses Jahr? Ich konnte vor ein paar Wochen endlich in meine eigene Wohnung ziehen, die ich mir gekauft habe. Das 5. Osterfest ohne meinen Mann, aber er ist auf all diesen Wegen, die ich in den vergangenen 5 Jahren gegangen bin, nie von meiner Seite gewichen. Er war und ist überall dabei, auch in mein neues, endgültiges Zuhause ist er mit eingezogen. Immer öfter wache ich morgens auf und fühle einen tiefen Frieden und große Dankbarkeit in mir. Gleichzeitig zeigt sich aber auch gerade jetzt in dieser Zeit, die unsere Lieblingsjahreszeit war und ist, dieser Schmerz. Und die Erinnerung daran, wie es mir in den ersten beiden Jahren ging, taucht aus dem Nebel auf. Nichts ist vergessen. Aber ich spüre auch die Heilung, die sehr langsam voranschreitet. Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken, wie lange ich diesen Schmerz noch spüren werde. Es spielt keine Rolle mehr. Er gehört zu mir und erinnert mich auch immer wieder daran, wie groß und tief und wunderbar die Liebe war und ist, die mein Mann und mich verbunden hat und noch immer verbindet.
An dieser Stelle möchte ich allen, die mir Mut zugesprochen haben, eine Reha zu machen und einen Umzug zu wagen, DANKE sagen. Zum jeweiligen Zeitpunkt konnte ich mir nicht vorstellen, wie es werden würde. Jetzt, rückblickend, muss ich sagen: es war das Beste, was ich tun konnte. Ich fahre 1x in der Woche an unser Grab und ansonsten hat mich das Leben zurückgeholt. Einen neuen Job, eine neue Wohnung und einen neuen Lebenspartner. Vor 5 Jahren war das alles undenkbar für mich.
DANKE an Oliver und all die Ehrenamtlichen, die zum Betreiben dieser Seite beitragen. Ohne Euch wäre ich heute ganz sicher nicht an dem Punkt, an dem ich stehe. Ihr seid stille Helden und ich wünsche allen hier in der Community diese Helfer, die ich auch hatte und habe. Ich möchte sie nicht namentlich erwähnen, aber die Betreffenden wissen, dass sie gemeint sind.
Allen weiterhin viel Mut, viel Kraft und Hoffnung. Es kann wieder werden. Es dauert, unter Umständen auch länger, aber es kann wieder werden.
Beitrag von
SuHelene (43 Beiträge) am Samstag, 9.April.2022, 17:27.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Liebe Sammy,
danke, dass du ein Stück deines Weges hier mit uns teilst und ganz viel Schönes und Neues wünsche ich dir. In unseren Herzen ist irgendwann auch wieder Platz für Neues und unsere verstorbenen Liebsten tragen wir in Dankbarkeit immer mit uns.
Herzliche Grüße
SuHelene
Beitrag von
Caslen (44 Beiträge) am Samstag, 9.April.2022, 19:20.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Liebe Sammy2009,
Deine Geschichte liest sich so traurig und doch so wunderbar. Es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Darf ich fragen, in welcher Reha du warst?
Alles Gute und liebe Grüße
Beitrag von
Clelia (238 Beiträge) am Samstag, 9.April.2022, 21:07.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Wow, Sammy, das hat mich jetzt tief gerührt. Ich freue mich sehr für Dich! Clelia
Beitrag von
Nafets (764 Beiträge) am Sonntag, 10.April.2022, 12:38.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Liebe sammy2009,
ich freue mich für Dich und drück' Dich mal ganz still.
> Und lass neue „Wurzeln“ einfach auch neu wachsen … <; vielleicht erinnerst Du Dich noch ...
Herzl. Gruß Stephan
Beitrag von
Jasmin2 (1694 Beiträge) am Sonntag, 10.April.2022, 20:04.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Liebe Sammy, Das klingt wirklich nach einer sehr guten Entwicklung. Anfangs konnte ich es genau wie du und sicher die meisten Leser hier nicht glauben, dass diese Schwere, Verzweiflung, Ängste, Einsamkeit etc.je wieder nachlassen. Du bist das beste Beispiel, wieviel man erreichen kann, wenn man Hilfestellungen annimmt, offen für Neues ist und sich auf das "Abenteuer " einlässt, sein Leben nun anders als geplant anzunehmen, aber auch wieviel Zeit man sich und dem Leben/dem Schicksal geben muss, dass Geduld sich lohnt. Ich freue mich für dich;))
Liebe Grüße
Beitrag von
Sammy2009 (643 Beiträge) am Dienstag, 12.April.2022, 13:43.
Re: Das 5. mal Ostern ohne IHN
Liebe Gaby,
vielen Dank für Deine Worte. Es war bis hierher ein sehr schwerer Weg und ich bin gefühlt nur ein kurzes Stück weiter. Wenn ich an die vergangenen Jahre denke, dann bin ich sehr froh, dass ich all diese Lebenshürden überwinden konnte. Mir laufen Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke und alles zieht sich innerlich zu einem großen „NEIN“ zusammen. Nein, niemals mehr möchte ich so ein einschneidendes Schicksal erleben. Doch das würde ja bedeuten, ich müsste für den Rest meines Lebens alleine bleiben und das wiederum ist nicht das, was ich mir von meinem restlichen Leben wünsche. So bleibt mir nur zu hoffen, dass ich immer wieder die Kraft zum Weitermachen finden werde, wenn es soweit kommen sollte.
Es war und ist kein Spaziergang, auch wenn es sich vielleicht an mancher Stelle so lesen mag. Und ich bin auch keinesfalls „darüber hinweg“, nur weil ich wieder im Leben stehe. Das Leben ist ein Geschenk und soll gelebt werden, so sehe ich das inzwischen. Mit allen Höhen und Tiefen. Und genau das tue ich – wieder.
Also nochmal vielen Dank für Deine Anerkennung :) Liebe Grüße und ein schönes Osterfest im Kreis Deiner Lieben.
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