- Dieses Thema hat 12 Antworten und 7 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 1 Monat von Beckchen.
diese Erschöpfung…
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23. März 2024 um 19:47 Uhr #595521
macht mich fertig.
Hallo ihr,
ich stelle mich kurz vor: ich heiße Anke, bin (noch) 47 und wohne in Schleswig Holstein – an der Grenze zu HH.
Vor einem Jahr habe ich meinen Mann nach 16 Monaten Krebskampf verloren. Seitdem bin ich auf der Suche nach mir und meiner Kraft.
Der „normale Alltag“ mit Teenagern, Arbeit und Haushalt läuft inzwischen recht gut.
Ich war in meinem früheren Leben immer voller Energie. Viel Sport, Garten, diesdas. Alles kein Problem.
Und nun brauche ich Pausen. Viele. Schlafe schlecht.
Grundsätzlich weiß ich, dass das alles dazu gehört und normal ist. Und trotzdem… Ich soll das Pensum von 2 Erwachsenen schaffen und habe dazu die Hälfte an Kraft zur Verfügung. Das ist doch blöd gelöst?!
Ich hatte gehofft, dass es nach dem ersten Todestag richtig aufwärts geht. Allerdings fühlt es sich trotzdem so an, als wäre mein Mann gestern gestorben. Er fehlt mir so unglaublich…
Wie war das bei euch?
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23. März 2024 um 20:45 Uhr #595524
Moin JahmSH,
bei mir sind es erst 10 1/2 Monate seit Martinas Tod (von heute auf morgen).
Aber auch mir fehlt Energie am Tag und Ruhe in der Nacht.
Göttin sei Dank sind Martinas drei Kinder (aus erster Ehe) und meine drei Kinder (aus erster Ehe) schon zwischen 25 und 35. Mit Teenagern stelle ich mir das richtig herausfordernd? überfordernd? vor.
Wenn ich es bei mir richtig beobachte, braucht der unruhige Trauer Gefühlszoo sehr viel Energie und kommt wenig zur Ruhe.
(Ich bin auch an der Grenze Schleswig- Holstein / Hamburg, im Westen, in Wedel.)
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23. März 2024 um 21:05 Uhr #595525
Hallo Gregor,
Gefühlszoo oder -zirkus trifft es. Irgendwas ist immer.
Meine Kinder mussten zwangsläufig schneller selbstständig werden. Überfordernd sind sie seltener. Herausfordernd ist das Leben als Witwe(r) grundsätzlich, finde ich bisher.
Woher schöpfst Du Kraft?
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23. März 2024 um 21:43 Uhr #595526
Meine Kraft reicht zur Zeit im besten Fall bis in den Nachmittag, dann lebe ich „auf Reserve“ weiter, bis zum Abend. Schlafe meist früh auf dem Sofa ein, wechsle irgendwann ins Bett und gegen 4:00 / 5:00 Uhr ist dann die Nacht wieder zu Ende.
Dinge die erledigt werden „müssen“ (Einkaufen, zum Friedhof fahren) mache ich meist so früh wire möglich (am Wochenende) und der Rest passiert irgendwann, wenn Energie da ist.
Zum Durchschlafen hatte mir meine Hausärztin am Anfang ein Antidepressivum verschrieben, wenn ich jetzt wieder nur kurz schlafe muss ich es mir wohl verschreiben lassen.
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23. März 2024 um 22:57 Uhr #595538
Guten Abend,
das mit der Kraft ist auch für mich ein großes Thema. Bis vor 18 Monaten war ich voller Energie. Insbesondere am Morgen fühle ich mich ganz unabhängig davon ob die Nacht ok war oder nicht nie wirklich erholt.. immer nur erschöpft. Das macht mich wahnsinnig, ich kenne mich so nicht und weis nicht wie ich es ändern kann. Ich glaube dass mich diese „Trauerarbeit „ so viel Energie kostet dass es für nicht sehr viel mehr reicht ..
Es grüßt euch herzlich
Isabelle
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24. März 2024 um 8:16 Uhr #595554
Hallo Isabelle,
wenn ich in dein Profil schaue, sehe ich, dass dein Mann eine Erkrankung hatte. Allein das Begleiten und Aushalten dieser Krankheit kostet Kraft. Das zieht man ja auch nicht mit den Klamotten aus.
Mir geht es tageweise so. Der Kopf arbeitet rund um die Uhr. Da müssen wir gut zu uns sein und uns einfach Pausen gönnen. Ich habe aktuell den Dienstag als Trauertag ausgewählt, weil ich da zu meiner Therapeutin gehe und auch nicht arbeiten muss. Alles was mich in der Woche beschäftigt kann ich dort dann loswerden. Ich habe das Gefühl, dass das viel Spannung löst und ich deshalb vielleicht nur tageweise müde bin (meistens mittwochs).LG Andrea
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24. März 2024 um 5:21 Uhr #595550
Moin,
wieder eine von diesen „wundervollen“ Nächten, mit wenig Schlaf und vielen Schlafpausen … .
Naja, auch der Schlaf muss wohl mal Pause machen … .
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24. März 2024 um 11:59 Uhr #595559
Hallo Anke,
ich kann das leider nur bestätigen; und auch ich hatte die leise Hoffnung, dass es nach dem ersten Trauerjahr bergauf geht.
Nun sind es anderthalb und ich habe das Gefühl, nachdem die akute Trauer weniger wird, spüre ich erst recht die Erschöpfung der letzten Jahre. Die Jahre der Krankheit, das Pflegejahr, das Jahr der Trauer..
Und es ist so wie Du schreibst, wie soll man – unabhängig von dieser Kraftlosigkeit – all das bewältigen, was eigentlich für zwei gedacht war, das ist ja nicht weniger geworden, nur weil einer nicht mehr da ist. Mein Mann wollte alles immer möglichst groß und davon viel. So war ich plötzlich allein mit 2000 qm Garten, auch für 2 Leute schon ambitioniert.
An manchen Tagen ahne ich wieder die alte Kraft, an anderen zieht es mir schier die Beine weg und nichts geht. Ich habe die Hoffnung, wieder in die Nähe der alten Stärke zu kommen, keine Ahnung, ob das gelingt.
Uns bleibt, glaube ich, weiter nur die Option Durchhalten und nicht die Hoffnung verlieren.
Grüsse aus Molfsee bei Kiel
Catherine
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24. März 2024 um 14:49 Uhr #595566
Liebe Catherine,
ich glaube, dass wir in der Krankenhaus- und Pflegezeit unbewusst von einer „Übergangszeit“ ausgegangen sind. Damit meine ich, dass wir vielleicht dachten, dass diese Situation sich wieder zum Guten wenden würde und man irgendwann die Aufgaben wieder verteilt, wenn auch vielleicht anders als vorher. Und jetzt wird uns bewusst, dass niemand da ist, der etwas übernimmt und alles, so wie es ist, unsere Aufgabe bleibt.
Liebe Grüße
Andrea
- Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat von Beckchen.
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25. März 2024 um 8:17 Uhr #595592
Liebe Andrea,
das ist ein interessanter Ansatz.
Könnte sein. Das Herz denkt, dass es ja alles wieder gut werden muss- so etwas schreckliches kann nicht passieren.
Obwohl (zumindest in meinem Fall) dem Kopf recht schnell klar war, dass die multiplen Metastasen eben nicht wieder einfach so verschwinden und es alles wieder gut wird.
Und nun hat auch das Herz verstanden, dass das alles tatsächlich passiert…
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25. März 2024 um 8:36 Uhr #595594
Liebe Anke,
ja, das ist ein großer Unterschied. Bei Krebsdiagnosen ist es anders, damit aber natürlich nicht einfacher. In unserem Fall klang es nach: „nochmal Glück gehabt.“ Rückblickend war es, wie Catherine schon gut formulierte, reine „Nachspielzeit“. Ich hatte zwar die ganze Zeit über die Statistiken zur Überlebensrate bei Schlaganfällen im Kopf, aber es gab auch gute Gründe zu denken „das wird irgendwie wieder“. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass man sich auch bei Krebsdiagnosen das „weitere gemeinsame“ Leben schönreden kann. Sterben ist unvorstellbar.
Mein Mann sah bis zum Schluss völlig unversehrt aus, alle gesundheitlichen Einschränkungen waren nicht sichtbar und dennoch todbringend.
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24. März 2024 um 15:08 Uhr #595567
Hallo,
ich kann alles was ihr geschrieben habt nachvollziehen. Auch mir fehlt die Kraft und der Antrieb, diese große Leere die mein Mann hinterlassen hat, ist schwer auszuhalten. Ich hoffe es wird mit der Zeit leichter, noch bin ich im Verarbeitungsprozess. Mache mir aber so meine Gedanken, das es wohl noch eine Weile dauern wird bis es leichter wird. Bei mir ist es noch keine 3 Monate her, das mein Mann gegangen ist.
Liebe Grüße aus Schleswig – Holstein
Elisabeth
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24. März 2024 um 17:53 Uhr #595575
hallo Anke,
ich kann das auch gut nachvollziehen. Mein Mann ging im Dezember 2023 und seither bin ich erschöpft und einfach nur müde.
Morgens komm ich nicht aus dem Bett und trotzdem muss ich aufstehen, um arbeiten zu gehen. Die Arbeit bringt mir Struktur in den Tag.
Ich hoffe für mich, dass es iwann besser werden wird.
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