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Erfahrungen mit Reha/Klinikaufenthalt

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    • #596088

      Hallo,

      ich war heute erstmalig seit dem Tod meines Mannes beim Arzt (Hausarzt), weil ich das Gefühl habe, dass ich es doch nicht allein so hinbekomme, wie ich es anfangs gedacht/von mir erwartet/gehofft habe. Dass Gefühl, dass es eher immer schlimmer wird, habe ich seit ein paar Wochen, ich habs ja auch schon hier thematisiert.

      Da ich im Grunde nie beim Arzt bin, kennt er mich und ebenso ich ihn auch nicht wirklich. Aber ich denke schon, dass er gut und richtig für meine Situation ist. Er sagte mir, dass er jeden von mir gewünschten Weg mitgehen würde und fragte erstmal, ob ich weiterarbeiten kann/möchte. Da das z.Z. die einzige Konstante und Struktur in meinem Leben ist, kann ich mir nichts anderes vorstellen. Dann informierte er mich über Reha- bzw. Klinikaufenthalte, wobei er einem Klinikaufenthalt für 4-6 Wochen eindeutig den Vorzug geben würde. Er meinte, bei einer Reha wäre die Gefahr, dass es mir hinterher eher schlechter geht sehr groß, da es nicht so viele wirklich gute Rehakliniken gibt und man nicht weiß, wo man landet. Er meinte, ich würde wahrscheinlich enttäuscht sein. Es sei denn, man würde eine spezielle Klinik kennen und diese bei der Beantragung gleich benennen. Er allerdings hat gute Erfahrungen mit z.B. einer „normalen“ Klinik mit psychosomatischer Abteilung in Haselünne gemacht und könnte sich so etwas für mich gut vorstellen. Vorab, jetzt erstmal zur akuten Behandlung, hat er mir Ergotherapie für psychatrische Erkrankungen verschrieben. Er meint, dass ist das was jetzt am schnellsten zu bekommen ist und was z.B. auch bei Beantragungen von einer Reha als Voraussetzung gelten würde, da sonst eh abgelehnt wird. In vier Wochen habe ich erneut einen Termin bei ihm und dann wollen wir weitersehen.

      Meine Frage an euch in die Runde: hat jemand Erfahrungen mit Rehakliniken und -aufenthalte (in dem Zusammenhang auch Rehaklinik-Empfehlungen), Klinikaufenthalt in psychosomatischen Abteilungen, Ergotherapie etc. und kann mir dazu etwas raten?

      Bin im Moment so müde und antriebslos… mein ganzer anfänglicher Aktivismus ist in sich zusammengefallen. Ich bin wie gelähmt. Dazu kommt, dass mein Sohn (27) seit 3 Wochen wieder in einer tiefen depressiven Episode steckt. Er hat seit 5 Jahren (wahrscheinlich länger) immer wieder mehr oder weniger starke Depressionen, hatte mehrere Klinikaufenthalte, Therapien etc. … Mein Mann und ich waren immer für ihn da und das bin ich heute weiterhin mit meiner ganzen Kraft und ganzem Herzen. Auch wenn uns das „mit ansehen“ und unsere Hilflosigkeit über die Jahre oft so fertiggemacht hat, waren wir uns in diesen Situtionen immer auch gegenseitig eine Stütze und haben immer gemeinsam nach Wegen gesucht… ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob und wie ich das allein schaffen soll.

      Jetzt wollte ich im Grunde nur ganz pragmatische Fragen stellen und bin doch in meine Gemütsverfassung abgeglitten. Aber ich glaube ihr wisst, wie das ist, wenn man mal wieder nichts mehr weiß und sich alles so schwer anfühlt.

      • Dieses Thema wurde geändert vor 3 Wochen, 6 Tage von Annie.
    • #596090

      Hallo Annie

      nach dem Tod meines Mannes ging es mir ähnlich. Für mich war immer klar, das ich um wieder in ein geregeltes Leben zu kommen, eine Reha machen werde. Corona geschuldet hat es sich etwas verzögert, aber 2022 war es soweit. Ich habe mich übers Internet informiert, welche Klinik für mich infrage kommt. Ich habe eine psychosomatische Reha in der Celenus -Klinik in Chemnitz- Rabenstein genehmigt bekommen, die ich auch in Begleitung meines Hundes angetreten habe. Dort wurde u.a qualifizierte Trauerbewältigung in Form von Einzelgesprächen und auch Gruppengesprächen angeboten. Für mich persönlich war es das Beste, was ich machen konnte und ich kann es jedem nur ans Herz legen. Ich war 5 Wochen dort mit Option auf Verlängerung. Zum Thema Beantragung und Ablehnung kann ich dir nur raten, die Unterlagen sorgfältig und ausführlich auszufüllen. Bleib dran! Bei mir gab es keinerlei Probleme und die Genehmigung kam innerhalb kurzer Zeit.
      Bei Rückfragen kannst du mir gerne schreiben

      Ganz liebe Grüße

      Sandra

    • #596095

      Liebe Annie,

      soviel ich weiß, dürfte es, nach dem Tod eines Partners, kein großes Problem sein, eine REHA zu bekommen, auch wenn du vorher nicht krank warst.

      Du solltest allerdings wirklich darauf achten, dass die Klinik qualifizierte Trauerbewältigung anbietet und die Trauerbewältigung nicht so nebenbei abhandelt, wie das bei mir der Fall war.

      Ergotherapie ist schon mal nicht schlecht und vielleicht hast du ja die Möglichkeit in deiner Umgebung zu einer Trauergruppe zu gehen.

      Alles Liebe

      Heike

      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 6 Tage von Schmetterling.
    • #596101

      Hallo Annie, da ich selbst in einer psychiatrischen Klinik arbeite, kenne ich das Setting. Du musst genau hinschauen. Geht es primär um Trauer oder sind es Depressionen? Die Hausärzte sind schnell dabei, alles zu pathologisieren, sprich als krank anzusehen. Trauer ist aber nicht mit Depressionen gleich zu setzen, sondern eine normale Reaktion auf diesen schweren Verlust. Es ist ja noch so frisch bei Dir, da ist nicht zu erwarten, dass du zum normalen Alltag übergehst. Wenn Du in die Klinik gehst, wirst du auch dort auf Therapien treffen, die primär zur Depressionsbehandlung geeignet sind. Und in der Regel sind dort keine anderen Trauernden. Daher solltest Du genau schauen, was du brauchst. Gibt’s in deiner Nähe Trauergruppen, evtl. Hier vom Verein aus? Und Trauerbegleitung? Falls du von Einzelgesprächen profitierst, ist auch der sozialpsychiatrische Dienst der Stadtverwaltung eine Möglichkeit. Dort findest du auch kurzfristig Gesprächsangebote und kannst von dort aus weiterschauen. Eine Reha wird dauern, bis sie beginnt. Ich habe von anderen Betroffenen gehört, dass die Gelderlandklinik auch Trauerangebote hat, die gut sein sollen. Setze Dich nicht unter Druck, Trauer braucht Zeit und Raum. Übrigens müde und teilweise noch antriebslos bin ich immer noch, nach fast 10 Monaten. Und dass Du jetzt in der Situation nicht so wie gewohnt für Deinen Sohn da sein kannst, wird er hoffentlich verstehen. Ich wünsche Dir, dass Du die nötige Kraft findest. Glaub mir, mit der Zeit kommst Du in ruhigeres Fahrwasser.

    • #596128

      Hallo Claudia,

      auch wenn Dein Beitrag nicht für mich bestimmt war, profitiere ich sehr davon. Daher danke ich Dir sehr🥰

      Diese Erfahrung habe ich in einem anderen Zusammenhang gemacht, ohne Trauer, und selbst da passte für mich das Setting nicht, so dass ich nach 10 Tagen raus gegangen bin. Ich bin hier im Forum nicht nett dafür angegriffen worden, als ich mich weigerte in eine psychiatrische Klinik zu gehen. Es hatte mich sehr getroffen, dass ich mich in einem Forum wie diesem rechtfertigen musste.
      Ich finde daher Deinen Beitrag, nicht nur in eigener Sache, sondern für jeden Trauernden sehr wertvoll. Daher nochmals herzlichen Dank.

      LG  Birgit

       

       

    • #596137

      Hallo liebe Sandra, Heike und Claudia,

      vielen Dank für die Infos und mutmachenden Worte.

      Evtl komme ich tatsächlich noch auf dich zu, Sandra, ich muss mal schauen, wie es weitergeht.

      Jetzt habe ich erstmal festgestellt, dass auch die Ergotherapie hier vor Ort leider keine kurzfristige Sache ist… Wartezeit mind. 4 Wochen.

      Claudia, um eine Trauerbegleitung müsste ich mich nochmal kümmern, bis jetzt habe ich bei zweien eine Absage bekommen, da sie jeweils keine Plätze mehr hatten… es ist schwer, dann weiter zu suchen.  Als Trauergruppe gibt es hier vor Ort „Wandern für Trauernde“. Obwohl ich gerne wandere und z.Z. sehr trauere, habe ich mich da bis jetzt nicht geshen. Das hat sich  für mich so depri und seniorig anghört – aber vielleicht sollte ich meine Vorurteile mal beiseite lassen und es doch versuchen.

      Liebe Grüße erstmal, Heidrun

    • #596164

      Hallo Heidrun,

      das Gefühl nichts hinzubekommen kenne ich gut. Die Trauer lähmt mich mal mehr, mal weniger. Da ich Krebspatientin bin und die Therapien weitgehendst abgeschlossen sind, denke ich daran jetzt eine Reha zu machen. Allerdings weiß ich selbst noch nicht wie das Aussehen wird, da ich auch an der Bewältigung der  Trauer arbeiten möchte. Mein Hausarzt kannte meinen Mann sehr gut und allein der Gedanke an das Gespräch mit ihm, fällt mir sehr schwer, da mich oft aus dem nichts heraus, die Trauer überkommt, ich vermisse meinen Mann so sehr, das  ich dann kaum sprechen kann, weil ich  weinen muss.

      Liebe Grüße Elisabeth

       

    • #596165

      Liebe Elisabeth,

      Dein Schicksal- selbst erkrankt und Trsuer berührt mich sehr. Wenn der Hausarzt Deinen Mann gut kannte, wird es für ihn völlig selbstverständlich sein, wenn Du weinen musst.

      Aber ich finde es sinnvoll, dass Du mit ihm über die Reha sprichst, oftmals haben die dort Ideen, was für Dich passen könnte, und dann könntest Du auch dort anrufen, und im Antrag direkt Deine Wünsche angeben. Kürzlich habe ich gelesen, dass auch der Hund mit konnte, da bin ich aber nicht sicher.

      Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute, und eine sehr gute Unterstützung.

      LG Birgit

    • #596220

      allein der Gedanke an das Gespräch mit ihm, fällt mir sehr schwer, da mich oft aus dem nichts heraus, die Trauer überkommt, ich vermisse meinen Mann so sehr, das  ich dann kaum sprechen kann, weil ich  weinen muss.

      Liebe Elisabeth,

      dieser Satz erinnert mich an meine Sitzungen beim Psychotherapeuten, den ich annähernd 1 1/2 Jahre aufgesucht habe. Es gab Tage, da saß ich ihm gegenüber und hab nur geweint. Und das, obwohl zu dieser Zeit mein Mann schon 1 3/4 Jahre verstorben war. Aber es half mir auch, das innerliche Chaos ein bisschen zu sortieren.

       

      Meine Frage an euch in die Runde: hat jemand Erfahrungen mit Rehakliniken und -aufenthalte (in dem Zusammenhang auch Rehaklinik-Empfehlungen), Klinikaufenthalt in psychosomatischen Abteilungen,

      Liebe Annie,

      ich bin auch knapp 1 1/2 Jahre arbeiten gegangen, nachdem mein Mann verstorben war. Dann kam der Zusammenbruch. Ich war dann von 08/2019 – 12/2020 krangeschrieben. Zum Ende der Krankschreibung hin machte ich eine 6-wöchige Reha. Die Psychologin war perfekt für mich. Bereits nach dem 2. Gespräch hatte sie diese einmalige Verbindung zwischen meinem Mann und mir verstanden. Sie konnte mir wegweisende Hilfestellung geben. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar.

      @all:

      Euch allen wünsche ich ein mutiges Vorangehen auf Eurem Weg – in Eurem eigenen Tempo, ohne Druck und mit viel Liebe im Herzen ♥️

    • #596304

      Liebe Annie,

      ich habe eine 5 wöchige psychosomatische Reha in der Klinik Tecklenburger Land am Ende letzten Jahres (über Weihnachten und Silvester) gemacht. Mir hat diese Reha im Nachhinein gut getan. Es war keine „Trauerreha“, aber natürlich stand meine Trauer über den plötzlichen Verlust meines Mannes im Juni letzten Jahres im Vordergrund. Ich konnte meine Trauer in den Gesprächen mit meiner Therapeutin, in Gruppengesprächen, in der Kunsttherapie und auch in der Ergotherapie zum Ausdruck bringen und darüber reden. Auch das Sport und Entspannungsprogramm hat mir gut getan (Yoga, PME nach Jacobsen, Gymnastik, Walken……)

      Die Klinik Tecklenburger Land kann ich wirklich empfehlen.

      Liebe Grüße, Heike

    • #596581

      Liebe Annie,

      ich kann deine Situation sehr gut nachempfinden und finde den Tipp sehr gut zu schauen ob es Trauer ist oder Depression. Meine persönliche Erfahrung ist, dass ich selbst für mich gefühlt zu lange tief getrauert habe und daher auch dachte jetzt muss doch mal vorwärts gehen oder besser werden anstatt schlimmer. Ein Therapieversuch half nicht wirklich, aber der Satz der Therapeutin „Trauer ist sehr individuell und normal. Die dauert so lange, wie sie dauert“ halt mir sehr. Ich habe nur aufgehört, da es menschlich nicht gepasst hat und ich auf andere Plätze ewig warten musste. Gute Erfahrung habe ich mit dem Austausch Gleichgesinnter gemacht. Das Trauerforum hier und eine persönliche Trauerbegleitung (kostenlos) über die Nicolaidis Wings Stiftung. Ein Verein von Betroffenen für Betroffene mit unterschiedlichen Angeboten Trauerbegleitung zu erhalten. Vielleicht schaffst du es jemanden aus deinem Umfeld zu bitten dir zu helfen etwas passendes zu finden. Denn die Antriebslosigkeit ist mir sehr gut bekannt. Aber auch du musst auf dich achten, besonders mit der Thematik deines erwachsenen Sohnes, für den du jetzt alleine stark sein müsst. Ich wünsche dir von Herzen alle Kraft dafür.

      Und das was du über den Arzt erzählt hast, hört sich für mich stimmig an. Denn er kann dir ja nur Dinge verschreiben/empfehlen die eine Indikation haben. Daher ist dort irgend eine Diagnose erforderlich. Das er aber dir die Wahl lässt, welchen Weg du gehen willst und was du brauchst finde ich großartig

      Liebe Grüße, Anna

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