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  • Dieses Thema hat 10 Antworten und 11 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 1 Monat von Andyana87.
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Traumatische Trauer & Klinikaufenthalt

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    • #595596

      Hallo liebe alle,

      Ich quäle mich seit Tagen mit einer schweren Entscheidung, und ich hoffe hier vielleicht einige Erfahrungen oder Ratschläge zu hören

      Kurz zur „wiederholung“, ich bin 20 Jahre jung und habe meinen Schatz in der Silvesternacht durch einen furchtbaren Unfall verloren, von dem ich Zeugin war. Bedeutet also, meine Trauer geht auch mit einem Trauma einher, was die Verarbeitung mächtig erschwert.

      Ich bin seit Anfang an in psychologischer Behandlung und mein Therapeut rät mir mittlerweile zu einem Klinikaufenthalt, da meine Symptome sich verschlimmern und langsam auch gefährlich werden. Ich weiß nicht, wie ich darüber denke. Ich bin eigentlich ein junger, lebendiger Mensch und liebe meine Freiheit. Ich absolviere neben der Arbeit ein Studium, welches ich auf jeden Fall um ein Jahr verlängern müsste. Diese und noch viel mehr Sorgen machen mir die Entscheidung sehr schwer.

      Es handelt sich um eine Traumaklinik, Aufenthalt wären ca. 12 Wochen. Die Therapien hören sich erstmal ganz gut an. Es ist keine typische psychiatrische Einrichtung. Trotzdem habe ich etwas Angst, „Zeit zu verschwenden“. Es ist natürlich nie verschwendete Zeit, wenn man sie in sich selbst investiert. Trotzdem habe ich die Sorge, keine therapeutischen Erfolge zu erzielen.

      Hat jemand von euch Erfahrungen in dem Bereich? Dann lasst mich gern davon hören.

      1. Joana
    • #595597

      Liebe Jo ana,

      ich würde in jedem Fall in die Klinik gehen. Vorsorglich betone ich hier: ICH . Hier im Forum wurde mir meine persönliche Meinung schon als Übergriffigkeit ausgelegt. Aber du fragst ja ausdrücklich nach Meinungen. Andere entscheiden sich möglicherweise anders. Ich persönlich hätte Sorge, dass das Trauma unverarbeitet bleibt und mich irgendwann wieder einholt. Lieber direkt darauf eingehen, als Nährboden für anderes schaffen. Und das, was du schreibst ist schon heftig. Überschätze deine Kräfte nicht.
      Ich habe mir Ende Januar eine Therapeutin gesucht, weil mir klar war, dass ich zwar mit meiner Trauer allein klargekommen würde, aber nicht mit der traumatischen Geschichte, die dem Tod meines Mannes vorausging.
      LG

      Beckchen

    • #595598

      Moin Joana,

      ich lebe seit langem mit einer Depression zusammen. Lange Zeit wusste ich nicht von ihr, ich war halt „anders“.

      Ich war dann in einer Psychosomatischen Akutklinik und dort und danach habe ich von einer Therapeutin einiges gelernt. Ich durfte lernen, wie ich mir meiner Depression zusammenleben kann. Mittlerweile ist die Depression ein*e echte*r Freund*in, weil sie mir sehr genau mitteilt, wenn ich es wieder zulasse, dass ich schlecht mit mir umgehe.

      Ich kann nur raten, lass Dir helfen! Es ist wichtig, so etwas früh anzusehen, bevor es sich in Deinem „Gefühlszoo“ Raum nimmt.

      Ich ward zur keiner Zeit in der Klinik „eingesperrt“, klar musste ich zu meinen Therapiesitzungen gehen, aber wenn ich davor oder danach „weg wollte“, habe ich nur kurz Bescheid gesagt (oder auch manchmal nicht).

      Wenn ich mich recht erinnere, gibt es für bestimmte Ereignisse auch Ausfallsemester, bitte erkundige Dich bei der Uni, beim ASTA etc.

      Alles Gute         Gregor

    • #595599

      Hi Joana,

      der Begriff „Trauma“ wird in diesen Tagen manchmal fast inflationär gebraucht. Aber was Du berichtest, klingt schon sehr danach.

      In einer Traumatherapie kann man lernen, mit den Bildern, den Flashbacks, zukünftig besser umzugehen. Da kann ich Dir auch nur raten, wenn Du diese Möglichkeit hast, diese auch anzunehmen.

      Auch wenn Du denkst, Du würdest Zeit verschwenden: Du würdest mit einer solchen Therapie [nochmals: Diese Gelegenheit ist ein Glück, das nicht jede(r) hat] Deine Zukunft – meiner Meinung nach – so gestalten, dass Du einigermaßen gut mit diesem schrecklichen Ereignis umgehen lernst.

      Ich habe keine eigenen Erfahrungen als Patientin, habe aber Jahrzehnte im psychosozialen Bereich gearbeitet.

      Man kann ein Semester aussetzen, wird also nicht gezählt, wenn man eine Begründung hat. In Deinem Fall bestimmt gut möglich.

      Lieben Gruß

      Anke

    • #595601

      Liebe Joana,

      Ich war noch nie in einer Therapie, habe es jedoch im Familienkreis von außen miterlebt. Ich kann Dir daher nur meine persönliche Meinung schreiben und was mit durch den Kopf geht, wenn ich Deine Gedanken lese.

      Mich macht skeptisch, dass Dein Therapeut kapituliert und Du sagst, es ist eher schlimmer anstatt besser geworden. Du machst auf mich einen sehr reflektierten und starken Eindruck. Vielleicht war die bisherige Therapie „Zeitverschwendung“ (aber immerhin ein Versuch!) und in einer Traumaklinik würde Dir nun wirklich geholfen.

      Vielleicht kann Dir die Meinung Deines Hausarztes in der Entscheidung helfen? Hast Du Familie und Freunde, die in der Entscheidung helfen können?

      Wenn Dich hauptsächlich der Zeitfaktor davon abhält, kann ich nur sagen, vergiss die Zeit. Du bis so jung und ob Dein Studium ein Jahr länger dauert oder nicht, kann Dir egal sein, es nützt nichts, wenn Du es durchziehst und bist danach krank.

      Wenn Du aber generelle Zweifel am Erfolg hast, würde ich wohl als erstes versuchen, einen neuen, anderen Therapeuten zu finden, oder falls Du gläubig bist, vielleicht auch Hilfe von entsprechenden kirchlichen Verbänden. Schließlich gibt es Seelsorger, die speziell die Beteiligten und Angehörigen bei Katastrophen und schlimmen Unfälle auffangen. Vielleicht kannst Du jemand finden, der sich ganz genau mit solchen Traumata nach Unfällen auskennt?

      Auf mich wirkt es, als ob der Therapeut nicht der richtige ist. Mit Sicherheit gibt es gute und schlechte. Hast Du selbst das Gefühl, es wird schlimmer? Sagt er, es wird schlimmer? Was sagt Dein enges und vertrautes (echt enges) Umfeld?

      Liebe Grüße, Andrea

    • #595605

      Hallo jo ana,

      Ich bin seit Anfang an in psychologischer Behandlung und mein Therapeut rät mir mittlerweile zu einem Klinikaufenthalt, da meine Symptome sich verschlimmern und langsam auch gefährlich werden.

      Es ist sehr schlimm, was du erleben musstest und wenn es so ist, wie du schreibst, dann gäbe es für mich keine Alternative. Ich kann aber gut verstehen, dass es dich Überwindung kostet und es dir schwer fällt aus deinem Alltag „auszusteigen“.  Wärst du meine Tochter, würde ich alles dafür tun, dich von einer Klinik zu überzeugen. Freunde und Bekannte sind meistens mit Tod und Trauer von Haus aus überfordert. Dein Erlebnis ist so schwer, dass es wahrscheinlich fast niemanden gibt, der dich stützen könnte. Deswegen finde ich den Rat deines Therapeuten verantwortungsbewusst.

       

       

       

    • #595617

      Hallo Joana,

      ich kann leider nichts aus erster Hand zu Kliniken erzählen und auch nicht zum Thema Trauma.

      Eine Cousine von mir war vor einigen Jahren wegen Depressionen von ihrem Therapeuten ein Klinikaufenthalt angeraten worden. Sie war dort auch einige Wochen und erzählte mir mal, dadurch, dass sie dort unterschiedliche Therapieformen/Kurse (ich weiß nicht wie das bezeichnet wird-entschuldigung) mit verschiedenen Therapeuten hatte, hat ihr der Aufenthalt dort sehr geholfen. Einige Dinge mehr, andere weniger-insgesamt ein Erfolg.  Man kommt aus so einer Klinik ja nicht „geheilt“ raus. Meine Cousine beschrieb es so, dass sie dort gutes „Handwerkszeug“ für viele Situationen in ihrem weiteren Leben gelernt hätte.

      Du schreibst

      Die Therapien hören sich erstmal ganz gut an.

      Meiner Meinung nach ist das die beste Voraussetzung, dass Du dort Erfolge haben wirst.

      Ich wünsche Dir alles alles Gute!

    • #595620

      Ich persönlich habe auf Grund eines Übergriffe durch einen Nachbarn, der Jahrzehnte vorher statt fand, vor einigen Jahren eine Traumatherapie machen dürfen.

       

      Es hat tatsächlich funktioniert…ich bin einen grossen Teil dieses “ Päckchens“ los geworden.

    • #595637

      Hallo Joana,

      Ich habe vor knapp 3 Monaten eine 5 wöchige psychosomatische Reha gemacht. Mir hat diese Reha geholfen und ich bin froh dass ich sie gemacht habe. Auch ich hatte vorher meine Zweifel. Wenn es dir gar nicht gut tut kannst du auch jederzeit wieder abbrechen.

       

      Liebe Grüße,  Heike

    • #595681

      Liebe JOANA!

      Aus meinen persönlichen  Erfahrungen möchte auch ich Dir unbedingt zu sprechen. Das Angebot anzunehmen. Ein klinischer Aufenthalt ist etwas ganzheitliches. Hier darfst kannst den passenden Schutzrahmen finden um Dein Trauma zu bearbeiten. Für mich war jeder Aufenthalt im Krankenhaus für die Seele  ein Persönlichkeit Gewinn. Mein letzter Aufenthalt war in einer guten Psychiatrie. Ich war immer Gut versorgt. Und ich bin DANKBAR für jeden Aufenhalt hier habe ich viele gut Erfahrungen LG. Thymian   LG.THYMIAN

    • #595716

      Liebe Joana,

      Dein Schicksalsschlag tut mir sehr Leid. Ich persönlich bin auch traumatisiert vom plötzlichen Tod meines Partners und habe auch jetzt noch (4 Jahre) danach damit zu kämpfen. Mal mehr mal weniger.

      Aber an deiner Stelle würde ich persönlich in die Klinik gehen und die Chance nutzen, dass es vielleicht besser wird. Du hast nichts zu verlieren. Deine Bedenken verstehe ich, aber nichts auf der Welt ist so wichtig wie du selbst.

      Studium, Arbeit…all das kann bestimmt geregelt werden. Und du schreibst selbst, dass sich die Therapieangebote dort gut anhören. Versuch es doch. Ich wünsche dir nur das Beste.

      Liebe Grüße,

      Anna

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