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Was ist mit meinen Freundinnen los?

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    • #595319

      Hallo Ihr lieben,

      sind auch bei euch einige Freunde so desinteressiert daran, wie es euch geht? Oder ist das tatsächlich ausschließlich Unsicherheit, wie man mit uns umgehen soll?

      Seit einigen Tagen/Wochen geht es mir noch schlechter als in der ersten Zeit. Trotzdem habe ich mich heute zu einem Treffen mit 4 langjährigen Freundinnen aufgerafft/gezwungen. Wir hatten uns nach dem Tod meines Mannes Anfang Januar, schon vor ein paar Wochen in gleicher Konstellation einmal getroffen. Bei diesem ersten Treffen war es auch schon so, dass die 4 über jeglichen oberflächlichen Sch… gesprochen haben, mich aber nicht EINMAL fragten, wie es mir geht oder ansonsten irgendetwas von dem was passiert ist, erwähnten. Irgendwann konnte ich das nicht mehr aushalten und habe gedacht, entweder gehe ich jetzt oder, wenn ich mit ihnen befreundet bleiben will, muss ich es ansprechen. Ich habe dann gesagt, dass es mir nicht gut geht, dass ich drüber sprechen muss, dass ich es nicht ertrage, wenn das Thema und mein Mann ausgespart werden. Sie waren sehr verständnisvoll und haben mir zugehört. Bei dem heutigen Treffen war es wieder genauso, nur dass ich nicht die Kraft hatte, nochmal zu sagen, dass es mir immer noch nicht gut geht, dass ich weiterhin drüber sprechen muss, dass ich es immer noch nicht ertrage wenn…. etc. Ich bin dann nach ca. eineinhalb Stunde gegangen und alle schauten mich groß an. Die Gastgeberin (Freundin seit 25 Jahren) fragte, ob ich allein rausgehe oder sie mich zur Tür bringen soll. Ich habe gesagt, dass sie nicht aufstehen braucht.

      Alle 4 haben sich, nach den ersten Betroffenheitsbekundungen gleich am Anfang und „… sag, wenn du irgendetwas brauchst, ich bin immer für dich da…“, zwischenzeitlich nicht bei mir gemeldet. Ja es stimmt, ich habe mich auch nicht gemeldet, aber warum fragen sie nicht mehr nach?

      Was ist da los. Bestimmt bin ich übersensibel, das weiß ich, aber wie können sie mich so hängen lassen.

      Ich habe schon an anderer Stelle gesagt, dass Zuwendung gekommen ist von Menschen, von denen ich es nicht erwartet habe und ausgeblieben ist, von Freunden und Familienmitgliedern, mit denen ich in Not fest gerechnet hätte.

      Ich hatte ein weiteres ähnliches Erlebnis mit einer ebenfalls guten, alten Freundin, welche mich fragte, wie es mir geht und was ich brauche, damit es für mich besser wird. Als ich, dankbar für die empathische Frage, von meinem derzeitigen Gemütszustand erzählte, unterbrach sie mich nach ca. 1-2 Minuten mit den Worten: „Sorry, dass ich dich unterbreche, aber hab ich dir schon erzählt, dass ich Urlaub gebucht habe?“ Hab ich sie gelangweilt?

      Also, wie schon gesagt, ich habe auch ein ganz paar sehr liebe, zugewandte Menschen, die für mich da sind und mir wirklich helfen wollen. Das ist gut und an die sollte ich denken. Aber ich bin so traurig über die anderen. Wie soll das denn mit uns weitergehen, oder ist hier vielleicht Schluss für die eine oder andere Freundschaft. Vielleicht darf ich nicht so hart sein. Irgendwer hier im Forum (ich weiß leider nicht mehr wer und wo) sagte so oder ähnlich: „Es ist unsere Trauer, nicht ihre.“ Das Leben geht ja für alle anderen normal weiter. Für sie ist es nicht so unvorstellbar, dass mein Mann nicht mehr da ist. Sie haben das schon akzeptiert, in ihr Leben, in ihre Gedanken und ihre Gespräche als eines von mehreren Ereignissen eingebaut und wundern sich vielleicht, warum es bei mir noch nicht so ist.

      Bin wieder mal gefrustet und soo traurig. Ich möchte mich mit meinem Mann über das Ganze austauschen. Er würde, wie immer, die Gegenseite beleuchten und mir (psychologisch, vllt philosophisch) klarmachen, warum sie so sind und warum das alles überhaupt nicht schlimm ist.

      Liebe, traurige Nachtgrüße

      • Dieses Thema wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von Annie.
      • Dieses Thema wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von Annie.
    • #595323

      Hallo Annie,

      also die Freundin, die dich unterbrach, um dir zu erzählen, dass sie Urlaub gebucht hat, das geht gar nicht. Das finde ich richtig schlimm. Du erzählst von deinem Seelenzustand und dann so etwas. Da würde ich mich fragen, ob das wirklich eine Freundin ist.

      Es ist doch auch noch so frisch bei dir. Du bist  in der schlimmsten Trauer.  Es sind noch nicht einmal drei Monate seit du deinen Mann verloren hast. Mein Lebensgefährte starb auch an einer Lungenembolie. Dieser plötzliche Tod hält einen noch lange in einem Schockzustand.

      So ähnlich wie deine Freundinnen sind auch die Kolleginnen von mir, von denen ich dachte, wir wären befreundet. Einzeln konnte ich ganz gut mit den meisten reden. Aber wenn wir mehrere waren, war es genauso. Und von ihnen hat auch nicht eine gesagt am Anfang, als es mir richtig schlecht ging, ich komme noch ein bisschen mit zu dir oder lass uns noch was trinken gehen und reden. Keine wäre von ihrem Programm abgewichen. Ich habe solche Treffen im ersten Halben Jahr dann auch gemieden. Da ist man noch so dünnhäutig und kann das schwer ertragen. Ich war mir dann klar darüber, dass ich mir so etwas nicht antun will und muss. Ich war lange krankgeschrieben und als ich wieder arbeiten ging, war über ein halbes Jahr vorbei. Dann konnte ich das ausblenden und dachte, ihr könnt es nicht nachempfinden und es ist meine Trauer.

      Meine drei ältesten Freunde und Freundinnen können gut damit umgehen, da sie selbst schon Trauererfahrung haben. Und den besten Kontakt habe ich zu anderen Trauernden, die ich durch Trauergruppen und Foren kennengelernt habe.

      Aber das schreiben ja fast alle, dass sich nach diesem Verlust auch die Freundschaften ändern, da man dann erst merkt, wer wirklich für einen da ist. Wer versucht zu verstehen und wer nicht.

      Du bist übersensibel weil du trauerst und das ist dein gutes Recht. Bei den anderen hat sich ja nichts verändert. Du musst damit leben, dass du den Menschen an deiner Seite verloren hast. Aber die Trauer verleiht wiederum auch Stärke und was mir nicht gut tut, mache ich nicht mehr. Ein klares Nein, das will ich nicht, macht mir das Leben auch ein bisschen leichter.

      Aber du schreibst ja selbst, dass du von unerwarteter Seite Zuwendung erfahren hast. Und das ist sehr schön. Freunde, die nur da sind, wenn Spaß angesagt ist, braucht man nicht wirklich. Wenn die eine oder andere dich kontaktiert, kannst du es ja noch einmal ansprechen. du wirst ja sehen, wie die Reaktionen ausfallen.  Auch das kommt zur Trauer noch hinzu, dass sich unser Umfeld verändert. Aber es muss ja nicht zum Schlechteren sein.

       

      Sei lieb gegrüßt

      Regina

    • #595324

      Liebe Annie,

      ich kann dich so gut verstehen und kann nachempfinden wie es dir geht.

      Mir ging es ganz genau so bei einem der 1. Treffen mit meinen Freundinnen nach dem Tod meines Mannes. Ich fühlte mich total fehl am Platz und wie aus der Welt gefallen.

      Ich kann mich noch gut erinnern, dass sie sich angeregt über ihren  anstehenden Urlaub unterhielten und ich wortlos und wie in „Schockstarre“ daneben saß.

      Meine Enttäuschung war groß und tatsächlich hat sich nach dem Tod meines Mannes auch mein Adressbuch geändert.

      „Alte“ Freunde gingen und „neue“ Freunde kamen hinzu.

      Sicherlich bist du zur Zeit auch sehr verletzlich, aber auch dafür sollten Freundinnen ein Gespür und Verständnis haben. Sprech es einfach nochmal an, wie es dir damit geht.

      Drücke dich.

      Heike

       

       

       

       

       

    • #595325

      Guten Morgen, ich habe in meinem Haus, eine Nachbarin, die sich anfangs rührend um mich gekümmert hat. Sie ist auf mich zugekommen und hat aktiv Angebote unterbreitet. Aber dann sagte sie mir plötzlich, dass es ihr zu viel wird und sie es nicht aushält. Ich war sehr schockiert über ihre Reaktion.  Stimmt, wir alle sind sehr dünnhäutig. Aber das Verhalten meiner Nachbarin verunsichert mich auch. Wem kann ich von meiner Trauer erzählen und wer hält das aus…

    • #595326

      Liebe Annie,

      ich glaube, dass wir das in gewissem Maße alle erleben müssen. Auch mein Adressbuch hat sich verändert.

      Ich habe Freunde, die von Anfang an und noch immer Tag und Nacht für mich da sind. Das empfinde ich als großes Geschenk.

      Es gibt diejenigen, die wir jahrzehntelang für Freunde gehalten haben, die nach kurzer Betroffenheit nicht mal von seiner Bestattung Kenntnis genommen haben und nie wieder gesehen wurden.

      Auch ich kenne Einladungen zum Tee, wo die  sogenannte Freundin ohne Punkt und Komma von ihren Problemen und Unternehmungen sprach ohne mich einmal zu fragen, wie es mir geht.

      Es gibt diejenigen, die am Anfang Drehzahl zeigen, ständig ihre Hilfe anbieten, mal vorbeikommen und von denen man nach 3 Monaten nie wieder was hört.

      Und es gibt die „Neuen“, denen auch nach anderthalb Jahren noch klar ist, dass es mir noch nicht wieder so gut geht, als wäre nichts gewesen. Auch das ist ein Geschenk.

      Unser Umfeld sortiert sich neu und mittlerweile finde ich das gar nicht mehr schlimm. Ich glaube hier findet das blöde Wort Loslassen mal seine Berechtigung.

      Alles Liebe

      Catherine

       

    • #595327

      Guten Morgen, ihr Lieben. Ich denke, dass viele mit dem Thema einfach überfordert sind. Ich habe die Erfahrung auch gemacht, dass Menschen, die ich schon viele Jahre kenne, plötzlich Angst hatten, auf mich zuzukommen, weil sie dachten, das Falsche zu tun. Oder sie babbelten belangloses Zeug, um bloß nicht über meine Trauer reden zu müssen, sicher oft auch gutgemeint. Ich selbst mache vieles mit mir allein aus und habe ein befreundetes Pärchen, das jederzeit für mich da ist. Ich achte aber darauf, dass ich auch die Beiden nicht überfordere. Letztlich können nur wir uns hier wirklich verstehen. So sehe ich das. LG Kirsten

    • #595328

      Ich glaube hier findet das blöde Wort Loslassen mal seine Berechtigung.

      Ja, das stimmt.

      Auch wenn ich vor dieser Erfahrung auch der Meinung war, man solle die Verstorbenen “ los lassen “ und sich weiter mit den Lebenden verbinden.

       

      Aber diese Verbindungen  werden leider auf eine harte Probe gestellt und manche Freundschaft erweist sich da eben als Trugschluss.

      Ich glaube, die Gratwanderung ist , dabei nicht zu verbittern sondern das eben hin zu nehmen und sich selbst der beste Freund zu sein….auch wenn sich das ziemlich blöd anhört.

       

      Ich persönlich erhalte dabei unerwartete Unterstützung  von der Kirchgemeinde und der Pfarrerin meines Stadtteils…da sind Tod und Krankheit Themen die zum Leben dazu gehören.

       

      Ansonsten erlebe ich es auch vermehrt, dass manches einfach nicht angesprochen werden darf, weil es ja anderen die Stimmung vermiesen könne…dann bleib ich lieber alleine, obwohl das auch nicht immer das Richtige ist.

      Vielleicht fühlen sich die anderen auch schwach, weil es ihnen trotz “ geringerer “ Probleme auch nicht gut geht.

       

      Ich mache mir darüber aber auch nicht mehr soo viele Gedanken….

       

      • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von Kilana.
    • #595330

      Eine langjährige „Freundin“ (über 30 Jahre) von uns , hat während der Krankheitsphase meines verstorbenen Mannes entschieden, dass sie ja nie mit ihm zu tun hatte und dann ward sie vorerst nicht mehr gesehen. Wahnsinn, was sich manche Menschen im Kopf zurecht drehen, um einer Situation zu entkommen. Sie ist bei uns ein und aus gegangen. Einige Zeit nach dem Tod hat sie sich dann wieder blicken lassen, aber da war es zu spät. Das ließ sich nicht mehr kitten.

    • #595331

      Es gibt so viele Menschen, die Angst vor dem Thema Krankheit und Tod haben. Das scheint so groß zu sein, dass man lieber langjährige Beziehungen kappt, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen.

      Das ist einerseits komplett absurd, weil keiner sich dem entziehen kann, andererseits ein Problem für unsere Gesellschaft – und ein Bild derselben ..

    • #595334

      Mir geht es nicht viel anders. Ich versuche einfach, mich mit den Menschen zu umgeben, die mir ein gutes Gefühl vermitteln. Ich will auch nicht selbst dauernd über das Thema Tod und Krankheit reden – nur wenn mir danach ist. Und für mich ist es wichtig, dass man dann genau in diesem Moment auf mich eingeht. Wenn ich merke, das passiert nicht, dann ziehe ich mich zurück. Auf diese Weise sortiert sich alles neu. Da wir uns im Laufe der Krankheit sehr abgekapselt haben, muss ich eh neu anfangen. Da kann ich auch gleich „richtig“ sortieren. Ich bin dankbar, dass ich mittlerweile mit den Enttäuschungen recht gut umgehen kann. Das hat zwar etwas gedauert, aber ich war irgendwann an einem Punkt, wo ich keine Entschuldigungen mehr für andere suchen wollte und ich auch gemerkt habe, dass ich mich dadurch nicht noch weiter runter ziehen lassen möchte. Ich habe akzeptiert, dass sich in dieser Phase die „Spreu vom Weizen trennt“ und entschieden, wer mich nicht unterstützt, kann ich Zukunft auch nicht mit meiner Unterstützung rechnen. Umgekehrt werde ich immer für jeden da sein, der mir auf meinem Weg hilft. Das klingt vielleicht egoistisch, dient aber meinem Selbstschutz. Wie Catherine sagte, das spiegelt die Gesellschaft wieder. Alles wird oberflächlicher, der Egoismus hat zugenommen. Aber wer in diesem Moment nicht selbst auch ein bisschen egoistischer wird, geht vermutlich unter.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 1 Woche von Ea68.
    • #595337

      Ich habe auch schon so einen verkorksten Mädelsabend erlebt. Es gab Cocktails und später schauten wir noch einen Film. Wie blöd war das denn. Wie kann ich mir 3 Monate nach dem Tod einen Liebesfilm antun? Ich hatte irgendwie gehofft, dass ich auch ein paar wichtige Dinge von mir hätte teilen können. Dafür hätte ich auch diesen Film ertragen.

      Aber dafür gab es keinen Raum, die anderen sprachen nur über Schule und ihre Teenager. Ich hätte auch einiges „gutes“ von meinen neuen Schritten zu erzählen gehabt: das ich eine Trauergruppe gefunden habe und dass ich ein Vorstellungsgespräch habe.

      Ich bin inzwischen vorsichtiger mit gesellschaftlichen Anlässen. Einzeltreffen mit Freundinnen sind bisher immer gut gelaufen. In Gruppe kann es so oder so laufen, da wäge ich vorher das „Risiko“ ab. Aber auf einen 50er Geburtstag bin ich neulich bewusst nicht hingegangen.

      Letztendlich bleibt uns nur, damit zu arrangieren dass sich unser Umfeld ändert. Und mich tröstet ein wenig, dass ich noch keine verwitwete Person getroffen habe, bei der sich nicht das Kontaktbuch geändert hat. Dankbar bin ich für die neuen Menschen und die, die geblieben sind.

    • #595339

      Ihr Lieben…ich kann mich nur anschließen…

      wenige sehr gute, enge Freunde sind nach wie vor für mich da und können es aushalten, wenn ich über meine Trauer spreche.

      Viele Bekannte haben sich verabschiedet, waren einfach weg…letztendlich gut so…

      Einige neue gute Freundinnen kamen dazu und dafür bin ich dankbar.

      Wir alle sind dünnhäutiger und sensibel, reagieren empfindsam- das Privileg von trauernden Menschen. Wir spüren so viel mehr als andere Menschen…

      Mir hilft es nicht zu sagen „Sie sind überfordert“- wer überfordert ist, könnte dies aussprechen und trotzdem könnte man darüber sprechen….denn soviel ist sicher: Sterben werden alle Menschen und sich damit auseinander setzen muß auch jeder Mensch, ob er will oder nicht.

      Ich finde es soooooooooo wichtig über meinen geliebten Mann zu sprechen, denn nur so nehme ich ihn doch mit in dieses ungewollte neue Leben….will ihn weder loslassen, noch verschweigen, noch verdrängen….

      Meine Zeit ist mir zu wertvoll, mich mit Menschen zu befassen, die oberflächlich sind und kein Gespür haben.

      Heute mein altes Team besucht, eine Kollegin (war noch nie einfühlsam in andere Menschen): „Du siehst gut aus- geht Dir wieder gut!?“- mehr eine Feststellung als eine Frage.

      Konnte es mir nicht verkneifen zu sagen: „Von gut sehr weit entfernt, wie sollte es mir gut gehen??“- Schweigen…

      Habt einen erträglichen Tag…Liebe Grüße…

       

       

    • #595348

      Ich will auch nicht selbst dauernd über das Thema Tod und Krankheit reden – nur wenn mir danach ist. Und für mich ist es wichtig, dass man dann genau in diesem Moment auf mich eingeht. Wenn ich merke, das passiert nicht, da

       

      Genauso ist es.

      Ich weiss nicht, ob manche Angst haben, stundenlang ausschließlich über Tod und Krankheit reden zu müssen, wenn sie das Thema nicht sofort abblocken-im Grunde genommen  wäre ich auch mit dem Thema nach ein paar Sätzen durch, wenn man nicht vorher schon das Thema wechseln oder mir über den Mund fahren würde.

       

      Sowas merke ich mir natürlich dann…auch wenn sich die entsprechende Person dann später entschuldigt, macht das was mit mir.

    • #595349

      Hallo ihr Lieben,

      ich denke, diese Umwälzungen erleben wir alle mehr oder weniger. Ich kann zum Glück sagen, dass sich die wirklich herben Enttäuschungen bei mir in Grenzen gehalten haben, aber auch bei mir sind enge Freunde in die zweite Reihe gerückt, während Menschen, die mir bis dahin weniger nahe standen, auf einmal ganz dicht an mir dran waren.

      Schwierig war/ist für mich insbesondere die Tatsache, dass es meinen Eltern so schwerfällt, einen Umgang mit Jörgs Tod und meiner Situation zu finden. Ich habe den Eindruck, sie kamen überhaupt nicht damit zurecht, dass es mich so umgehauen hat. Manchmal denke ich, sie blenden es auch ein bisschen aus. Nur ganz selten fragt meine Mutter mich mal, wie es mir geht.

      Nach knapp einem Jahr kann ich aber etwas besser dosieren, mit wem ich meine (Trauer-)Gefühle teile und wie intensiv. Es gibt nun einmal Menschen, die können damit besser umgehen als andere. So hat sich um mich ein kleiner, aber feiner Kreis von Menschen gebildet, zu denen ich wirklich ganz offen sein kann. Und beim Rest wäge ich ab, wie viel Trauer geht. Mir ist aber klar, dass das eine nur funktioniert, weil ich auf das andere ausweichen kann. Und dass man im akuten Trauerstrudel gar nicht so abwägen kann, sondern einfach Anlaufstellen für die Verzweiflung, die Traurigkeit, die Wut usw. braucht.

      Liebe Grüße, Tanja

    • #595351

      Hallo in die Runde, all das kenne ich auch. Ich frage mich auch woran es liegt. Wobei ich die Frage nach meinem Wohlergehen eher überflüssig fand/finde (ist sie meist nur eine Floskel). Wichtiger wäre es mir gewesen z.b. mal zum essen eingeladen zu werden oder zu einer Aktivität. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass leider fast keiner meiner „Freunde“ auf derlei Ideen gekommen ist, sondern die Initiative mir überlassen wurde. Dadurch war ich dann gezwungen meine „Komfortzone“ zu verlassen und mir zunächst mal Gedanken zu machen was ich z.Zt. und für mein Leben möchte. So habe ich dann Kontakte hier gefunden und über Camperfrauen bei FB und eine nette Tanztruppe Frauen meines Alters. Und über Trauerthemen rede ich eher selten und wenn dann hier, wo ich mich verstanden fühle. Liebe Grüße Ina

    • #595353

      … und das gibt es auch !

      Ich war heute mit einer Bekannten – die mehr und mehr zur Freundin wird – zum Kaffee verabredet. Wir hatten uns einige Monate nicht gesehen.

      Wir haben uns ganz locker über meinen Mann, mein neues Leben, ihre schwierige Partnerschaft unterhalten. Wir haben denselben Humor und konnten so herzhaft lachen, wie ich es lange nicht mehr getan habe. Solche Menschen tun mir gut und dafür bin ich unendlich dankbar.

      Catherine

    • #595363

      Guten Abend euch Allen,

      irgendwie tröstet einem das ja dass  fast jeder ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Ich bin jetzt dazu übergegangen die Menschen (Paare) die sich nicht mehr gemeldet haben obwohl wir nur ein paar Monate vor Michel ´s Tod zusammen gesessen haben auch aus meinem erwähnten „Adressbuch“ zu löschen. Der letzte Anstoß dazu war ein Abend im Januar an dem zumindest eines der genannten Paare anwesend war und beflissentlich so taten als wenn sie mich nie gesehen hätten (wir kennen / kannten uns 25 Jahre) .. Ich habe keine Kraft und Lust mich noch damit zu beschäftigen warum das so ist – mittlerweile ist es mir einfach egal. Wir müssen uns, so glaube ich, alle neu sortieren und sollten zunächst unseren Focus auf uns selbst richten (ich habe vor  2 Jahren noch ganz anders gedacht). Wenn wir das Glück haben zumindest eine beste Freundin / Freund zu haben ist das ein großer Schatz und ich wünsche Dir von Herzen Annie und euch allen dass es da jemanden gibt dem du dein Herz einmal ausschütten kannst.  Passt auf euch auf.. Herzlichst Isabelle

    • #595383

      Hallo,

      es scheinen viele die gleichen Erfahrungen zu machen.

      Es kann  Unsicherheit, Überforderung oder Angst vor den Themen „Trauer, Tod“ sein, wofür ich in gewisser Weise Verständnis hätte und was für mich kein Grund für einen Abbruch der Freundschaft wäre, wenn es denn geklärt werden kann und sich verändert. Sollte der Grund „keine Lust auf stimmungsdrückende Gespräche“ sein… ade.

      Ich bin aber noch nicht so weit „auszusortieren“.

      Ja, sie sind ungeschickt, ja sie verletzen und enttäuschen mich und ja, mir fehlt im Grunde die Kraft, für sie einen Weg zu finden, es besser zu machen. Aber im Grunde weiß ich nicht, wie ich mich in der Runde sitzend im umgekehrten Fall verhalten hätte. Ich habe erst in den letzten Wochen viel gelernt und begriffen, über einen guten Umgang und einer empathischen Begegnung mit Trauernden. Ich weiß jetzt, dass es immer die bessere Wahl ist, die Betroffenen darauf anzusprechen, als zu denken: „lieber nicht, ich will ja nichts aufrühren“. Es gibt nichts aufzurühren, es ist permanent da – immer! Man kann mich im Moment nicht mit belanglosem Geplapper „ablenken“.

      Ich finde es soooooooooo wichtig über meinen geliebten Mann zu sprechen, denn nur so nehme ich ihn doch mit in dieses ungewollte neue Leben….will ihn weder loslassen, noch verschweigen, noch verdrängen….

      genauso ist es, liebe Nele

      Ich habe gestern eine mail an meine 4 Freundinnen geschrieben (noch nicht abgeschickt, werde ich aber heute) in der ich über meine jetzige Verfassung, meine Traurigkeit, einen von mir gewünschten Umgang mit mir und von meinem Verständnis für ihre Unsicherheit gesprochen habe. Das ist die Chance, welche ich uns gebe.

      Es gibt andere wunderbare Menschen in meinem Leben. Gestern Abend rief wieder meine beste, älteste, klügste, liebste und so bodenständige Freundin an. Wir sind miteinander aufgewachsen, Haus neben Haus, ihre und meine Mutter waren und sind heute noch beste Freundinnen. Wir sind auch noch fast gleichaltrig. Sie ist eine so feste Konstante in meinem Leben, ich kann mich IMMER auf sie verlassen und sie war so sehr in den letzten Wochen für mich da. Auch wenn wir z.Z. nicht so nah beieinander wohnen, hat sie viele Treffen iniziert. Ich bin soo froh, neben meinen Söhnen und Eltern auch (ganz wenige) solche Menschen um mich zu haben und wünschte jedem so jemanden.

      Habt einen guten Tag

    • #595441

      Liebe Annie,

      wie du deine Erfahrungen beschreibst, so habe ich es auch erleben müssen und dürfen. Langjährige Freunde, bis zu 3o Jahre, haben sich zutiefst enttäuschend verhalten, so dass ich mich neben meiner unendlich verzweifelten Traurigkeit, Sehnsucht, Ohnmacht u.v.m. sehr verlassen von diesen, so dachte ich „Freunden“ fühlte. Sie wußten alle,  dass ich den Boden unter den Füßen verlor, als mein Seelenmensch, die Liebe meines Lebens, so plötzlich sterben musste. Gleichzeitig waren Menschen für mich da, von denen ich es nie erwartet hätte, und das war und ist für mich sehr berührend und ich bin dankbar dafür. Neue, liebe Menschen sind in mein Leben getreten, auch eine sehr liebe Trauerfreundin, die ich  hier im Forum kennengelernt habe.

      Ich finde es bewundernswert, dass du deinen Freundinnen Feedback geben willst, und ihnen somit die Möglichkeit gibst, ihr Verhalten zu reflektieren. Und dass du die Kraft hierfür aufbringst, diesen Schritt auf diese zuzugehen, wo es doch genau umgekehrt sein sollte. Du solltest Kraft, Halt bekommen, ohne Worte einfach in den Arm genommen werden, den Raum für deine Trauer geben und aushalten und vieles mehr…

      Sei von Herzen umarmt,

      Claudia

       

       

    • #595492

      hallo Ihr Lieben,

      ich habe an Anfang, als mein Mann nicht mehr da war, so oft gehört „wir/ich bin für Dich da“.

      Letztendlich haben sich ein paar Menschen heraus kristallisiert, die das wirklich ernst gemeint haben. Ich habe eine Freundin, die im Januar ihre Mama verloren hat und trotzdem hat sie immer ein offenes Ohr für mich.

      Innerhalb der Familie erlebe ich gerade, dass es jemand gibt, mit dem ich nicht über die Trauer und über meinen Mann reden kann ….. muss ich akzeptieren lernen ……. ist halt so ……….

    • #595500

      Hallo,

      ich möchte noch kurz erzählen was nach der mail passiert ist:

      ich habe umgehend von allen vieren jeweils whatsapp Antworten bekommen. Alle haben sich bedankt, dass ich so offen gesprochen habe, alle schrieben, dass sie gemerkt hätten, dass es mir schlecht geht, eine schrieb, dass ihr die mail sehr geholfen hat, drei schrieben, ich soll mir die Zeit nehmen, die ich brauche, drei schrieben, ich könne mich immer melden, wenn ich reden will und eine hat etwas länger geschrieben, dass sie sich nicht getraut hat, mich anzusprechen, weil ich so unnahbar gewirkt hätte und mich nicht angerufen hat, um mich nicht zu nerven… Sie schrieb auch, dass ich so viel ich möchte, darüber sprechen könnte und unsere Freundschaft auch meinen Schmerz aushalten wird… hm.

      Es sind die richtigen Worte (zumindest teilweise und leider nur) geschrieben worden, aber der Ball liegt bei mir. Es wird von ihrer Seite nichts proaktiv passieren, das habe ich jetzt begriffen.

      Ich muss schauen, wie ich damit umgehe, wenn ich dazu wieder in der Lage bin.

      habt einen guten Tag

      • #595501

        Hallo Annie,

        klingt erstmal nicht schlecht…….

        Ich selbst störe mich an der Kommunikation über WhatsApp. Warum hat keine Freundin angerufen und das persönliche Gespräch gesucht? Eine WhatsApp ist schnell geschrieben und hat den Vorteil, dass der Schreibende die Reaktion des Lesenden nicht aushalten muss. Ein „es tut mir leid“ schreibt sich leichter, als dass man es wirklich ausspricht. Wer wirklich Bock hat, den Trauernden auszuhalten, der ruft an.

        Ich hatte ein befreundetes Pärchen, die mich regelmäßig sonntagabends gegen 22:30 Uhr nach dem Gesundheitszustand meines Mannes erkundigten. Das ist für mich eine Uhrzeit, die stark signalisiert, dass man keinen Anruf wünscht, aber ein Update will. Ich habe den beiden nicht den Gefallen getan, sie bequem über dieses Medium zu informieren. Da war mir mein Mann zu schade zu. Wer wirklich was wissen wollte, der musste anrufen. Teilweise war’s so peinlich, dass ich drei Wochen nach der Verlegung eine Nachricht bekam, ob mein Mann eigentlich immer noch in der Klinik XY sei. Hätten sie mal in ihrem Chatverlauf 4 Wochen zurückgescrollt, hätten Sie sich die Antwort selbst geben können.
        Einmal riefen sie mich aus dem Auto an und meinten, dass sie auf dem Weg nach Süddeutschland wären um sich von einem im Sterben liegenden Freund verabschieden. Bei der Gelegenheit (lange Autofahrt und anscheinend nichts zu tun) wollten sie kurz nachhören, wie es meinem Mann geht. Diese „Multitasking-Kultur“ hat mich nur wütend gemacht, dass wir wieder in irgendein Zeitfenster „eingebaut“ wurden. Ich habe nur gesagt, dass es grade ungünstig für mich sei, weil ich auf dem Weg ins Krankenhaus wäre. Ich glaube, das war das letzte Telefonat mit den beiden.

      • #595523

        Hallo Annie,

        vielleicht könntest du ihnen antworten, dass dir konkrete Angebote und Vorschläge von ihnen helfen würden.

    • #595505

      Guten Morgen zusammen, ganz genau, diese WhatsApp Kultur ist leider so eine Entwicklung, die sehr unschön ist. Die Familie meines Partners, zu der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, insbesondere eine Schwester, hat mich nach seinem Tod mit unzähligen WA Nachrichten bombardiert, teilweise mit sehr merkwürdigen Inhalten. Darin wurde dann seine Ex-Ehefrau runter geputzt. Anfangs habe ich geantwortet, aber nach dieser Entwicklung habe ich sie aus meinem Verzeichnis gelöscht. Gestern bekam ich dann von besagter Person eine SMS mit der Frage, wie es mir heute so ginge und ob ich meiner Trauer denn auch Raum gegeben habe. Merkwürdig. Die persönlichen Kontakte sind auch verändert. In meiner seit 25 Jahren gewachsenen Nachbarschaft, gab es immer 2 sehr gute Nachbarinnen, mit denen ich früher sehr eng war. Bis zum Tod meines Mannes. Dann kamen die üblichen Aussagen, wie „ sag, wenn wir/ich was für dich tun können.“ ich habe dann immer gesagt, ich würde mich freuen, wenn wir mal zusammen einen Spaziergang machten oder mal Rad fahren. Was soll ich sagen, es ist nie dazu gekommen. Man radelte oder spazierte lieber an meiner Tür vorbei. Heute gehe ich denen aus dem Weg und sagen wir nur noch ein kurzes Hallo.

    • #595556

      Hallo zusammen,

      ich habe das Gefühl wir sind Gedanklich auf eine andere Ebene gekommen, als der Rest. Deshalb kann ich leider auch nur bestätigen, die Freundschaften werden anders und verändern sich.

      Ich habe ein Gepühr bekommen, die es aushalten. Das sind diejenigen, die den Tod nicht aus ihrem Leben ausklammern. Sondern es am besten annehmen. Beruflich oder selber erlebt. Dazu gehört eine Ärztin und eine angehende Pflegefachkraft.
      Oder die anderen die es selber erlebt haben, da sie den Papa in früheren Jahren verloren haben.
      Bei den anderen merkte ich aber auch, die engsten Freunde trauern selber und sind überfordert. Ich war mit meinen Kindern nach 5 Monaten dort zu Besuch und  habe erlebt das wir 5 Stunden über meinen Mann gesprochen haben. Wir waren im Gefühlzoo. ( Danke Gregor für das zutreffende Wort!) Es hat mich selber sehr runtergezogen. Das ich mich nur noch schlecht fühlte, da die Lücke neben mir so stark zu spüren war…😢

      Dann wollte ich selber nur noch weg, da ich mich nicht mehr wohlfühlen konnte. Bis plötzlich meine Tochter ein Kartenspiel vorgeschlagen hatte und da kamen wir wieder in eine Leichtigkeit hinein. Was mir gezeigt hat, es kann auch wieder Bergauf geht. Der Abend endete 2,5 Stunden später wie früher mit meinem Mann. Wir müssen alle einen neuen Umgang mit der Lücke lernen und werden ihn im Herzen tragen.

      Trauer darf gelebt und ausgesprochen werden und dann lässt man sie wieder los.
      Es ist leider so, wir alle haben leider etwas erleben müssen, worum uns niemand beneidet, aber zum Leben dazugehört.Ich weiß unser Forum so zu schätzen, da wir alle im gleichen Boot sitzen und uns verstanden fühlen. Schon das lesen hilft…❤️

      Herzlichen Grüße,

      Leuchtturmfeuer

    • #595557

      Ihr Lieben,

      und liebe Susanne,

      vielleicht könntest du ihnen antworten, dass dir konkrete Angebote und Vorschläge von ihnen helfen würden.

      das könnte ich machen… ja… vllt würde dann tatsächlich etwas anderes kommen als: „ich bin immer für dich da, meld dich einfach“. Es fällt mir, und ich denke das geht vielen von euch genauso, nur so schwer, immer und immer wieder auf die eigene Bedürftigkeit hinzuweisen, wenn dann doch meistens o.g Antwort kommt. Ich glaube , ich habe einfach (dünnhäutig wie ich nun mal bin) schnell den „Verdacht“ oder die Befürchtung, dass es sich um „lippenbekenntnisartige Hilfe“ handelt. D.h. indem der o.g. Satz gesagt wurde, hat die Person für sich schon ein  gutes Gefühl der angewandten Hilfe in sich, eine praktische Hilfe ist zwar theoretisch bei ihnen auch im Kopf, aber bestenfalls ja gar nicht mehr nötig.

      Es ist ja nun mal so, dass für die Außenstehenden ihr „busi“-Leben weitergeht. Diese Befürchtung, dass andere denken „ach ja, wir müssen uns ja auch mal um Annie kümmern, wann machen wir das denn am besten…“ ist bei mir immer im Kopf. Das mag vllt selbstmitleidig oder vllt auch unfair sein, aber es ist nun mal da.

      Ich habe im Moment nicht die Kraft dagegen anzugehen und in der Beziehung mehr zu versuchen. Ich werde wohl erstmal mit den wenigen mir zugewandten Menschen und mir selbst auskommen. Die anderen… ich weiß es noch nicht… das wird die Zeit zeigen.

    • #595578

      hallo Annie,

      dürften wir aber nicht auch ein Stück weit selbstmitleidig sein? Überlege, was wir alles verloren haben…..

      ABER unser Gegenüber kann nicht erahnen was wir uns wünschen und brauchen. ABER auch ich kann schlecht um Hilfe oder Aufmerksamkeit bitten. Das geht nur bei einem ausgesuchten Kreis, von denen ich weiß, dass sie wirklich DA sind.

      Ich wünsche Dir und uns allen hier weiterhin viel Kraft

    • #595613

      Liebe Annie,

      so traurig, so universell mal wieder: Grief changes your adress book. Ich kann mich noch an den ersten (?) Mädchenabend kurz nach Daniels Tod erinnern. Ich hatte am Anfang erwähnt, dass ich bei seiner Arbeit gewesen war, um seine Sachen abzuholen. Oder ich hatte es vorab geschrieben, keine Ahnung (2023 fehlt mir so ziemlich). Alle sprachen über belangloses (aus meiner Sicht) Zeug und ich wurde nicht gefragt, nicht angesprochen. Ich habe dann irgendwann gefragt, ob sie das nicht mal hören wollten, wie es bei Daniels Arbeit war. Später habe ich dann einzelnen Freundinnen gesagt, wie schrecklich ich mich gefühlt habe. Das war ganz nützlich. Monate später finde ich solche Abende inzwischen mal ganz kurzweilig – es lenkt mich tatsächlich mal ab und ich kann ein stückweit sehen, dass alle anderen auch ihre eigenen Sorgen haben. Über mich und meine Trauer spreche ich besser mit den Freundinnen, die es aushalten, einzeln.
      Die Leute, die nur geschrieben haben, dass ich jederzeit vorbei kommen kann etc. und wo dann gar nichts mehr kam, die lösche ich so nach und nach. Nach einem Jahr kommt da wohl nichts mehr. Andere, gerade alle von Daniels Seite, kann ich nicht löschen, ich würde so gerne noch Informationen und Geschichten über ihn wissen, aber sie melden sich nicht. Wir waren nicht eng, was sicherlich zum einen dran lag, dass wir nur 7 Jahre hatten und zum anderen an Corona und auch daran, dass diese Leute für Daniel teilweise auch kaum noch da gewesen waren. Was will ich dann erwarten.
      Für mich ist klar, für wen ich später mal da sein werde: für die, die treulich an meiner Seite geblieben oder neu hinzugekommen sind (auch ich habe liebe neue Trauerfreundinnen hier gefunden). Ich sage mir jeden Tag, dass ich mich von Menschen, die mir nicht guttun, fern halten muss und auch möglichst wenig über sie nachdenken sollte, denn das triggert Hilflosigkeit, Wut, Verbitterung, Einsamkeit, Ängste. Das würde Daniel nicht gutheißen. Es gibt keinen Spezialpreis für Quälerei, habe ich neulich mal gelesen. Das hätte glatt von Daniel sein können. Wenn es ganz schlimm wird, schreibe ich Briefe, die ich nicht abschicke. Dann ist es wenigstens raus aus mir.
      Ich spare mir auch das Nachdenken darüber, warum manche so sind. Ich sage dann, tja, irgendwann sie sie ja auch an der Reihe, entweder tot oder verwitwet. Meine Kollegin fand, das klingt verbittert. Eine andere Kollegin stellte fest, dass ich mich damit vielleicht dann nicht so einsam fühle. Ich finde, es stimmt beides. Ich kann auch eine zornige, bittere Seite haben, darüber, dass ich den liebsten Menschen so jung verlieren musste und dass die Leute teilweise so unfassbar abwertend reagiert haben. Das ist okay, aber ich will auch wieder mehr in die Gelassenheit gehen, heute noch ein Meditationsset bestellt, denn nur so kann ich gut mit Daniel in Verbindung bleiben und so so sein wie er mich liebt. So, eigentlich wollte ich unter Allgemein ja nix mehr schreiben. Nun ist es heute so.
      Ganz liebe Grüße an alle hier!
      Simone

    • #595616

      Ich habe im Moment nicht die Kraft dagegen anzugehen und in der Beziehung mehr zu versuchen. Ich werde wohl erstmal mit den wenigen mir zugewandten Menschen und mir selbst auskommen. Die anderen… ich weiß es noch nicht… das wird die Zeit zeigen.

      Geunau so! Die Kraft brauchst Du jetzt auch nicht haben. Du hast mit Deiner mutigen Mail eine faire Chance gegeben, dass sie sich reflektieren und ihre vielleicht vorhandenen Unsicherheiten überwinden können – für Dich Dasein können, so wie Du sie brauchst. Das ist finde ich mehr, als Du hättest tun müssen. Großartig von Dir und eine echte Chance für die Freundschaften. Jetzt solltest Du nur noch tun, was Dir gut tut. Und das sind die wenigen und auch neuen Dir zugewandten Menschen. Nur noch die, mit denen Du dich wohl fühlst. Die, die Dich Kraft kosten, solltest Du einfach Beiseite lassen. Wenn sie sich auf eine für Dich wohltuende Art melden, freust Du Dich. Wenn nicht, wirds die Zeit Dir zeigen, ob es überhaupt einen Wert hat, dort nochmal Energie zu investieren-und ob die Wunden, die Dir jetzt durch das Verhalten entstanden sind heilen können. Das gute an der Zeit ist ja hier, das ist alles nichts, was Du jetzt entscheiden musst, wenn Du nicht willst.

      Ich bin da mittlerweile ziemlich hart geworden-die 6 Jahre Krankheit haben das Adressbuch meines Mannes und auch meins bereits stark gekürzt und verändert. Es kann nicht Deine/meine/unsere Aufgabe sein, in dieser Situation anderen zu helfen, sich anders zu verhalten. Sich grundlegend ändern tun sie sich sowieso nicht. Und die Gründe, warum jemand etwas tut oder eben nicht, sind völlig egal. Ob es Unsicherheit, Überforderung, Langeweile, Desinteresse oder oder oder – völlig Wurst und ändert nichts am Ergebnis. Ich nehme es einigen auch nicht übel. Sie sind halt so und können auch nicht aus ihrer Haut. Es kommt trotzdem immer auf Dasselbe hinaus: Diese Menschen sind nicht da, wo Du sie jetzt am meisten brauchst. Das hat auch nicht mit sensibel und überempfindlich zu tun-nicht da, ist nicht da. Das ist bitter und der bittere Geschmack wird bleiben. Da ist ein tiefes Vertrauen zerbrochen. Irgendwann wirst Du spüren, ob Du einen Versuch starten willst, dieses nochmal zu reparieren. Ich selbst habe festgestellt, ich repariere da gar nichts mehr. Wozu? Bei den nächsten Schwierigkeiten sind sie dann doch auch wieder überfordert und weg. Dazu ist meine Energie zu Schade und das Leben zu kurz. Dann passen wir eben nicht zueinander-Schade und kraftraubend es in so einer Situation zu erfahren. Oben genannt „Hier trennt sich die Spreu vom Weizen“… ja. Und das Weizen bringt letztendlich so unendlich viel mehr, als alles Spreu was zuvor da war.

      Ein bisschen Eigeninitiative hier und da, äußern, was gut tun könnte muss sein. Ich hatte jetzt oft gesagt, ich wolle allein sein. Das wurde respektiert und ich wurde überwiegend in Ruhe gelassen. Jetzt ist es dann auch an mir, den Kontakt wieder aktiver zu suchen. Und es hilft dem Gegenüber oft auch direkt zu äußern was mir gut tut „Können wir mal zum Bäcker n Kaffee trinken?“, „Kann ich Dir einfach ein bisschen erzählen?“, „Hast Du eine Idee, wo wir mal zusammen hingehen können?“.

      Ich wünsche trotz allem eine gute Nacht und einen möglichst guten Start in den Dienstag.

      Liebe Grüße

       

       

      • #595626

        Liebe Astrid,

        ich finde, dass du das wirklich gut auf den Punkt gebracht hast.

        Danke dafür. Ich hatte auch zuviel Energie in Menschen investiert, von denen ich in der schlimmsten Zeit meines Lebens (während der Erkrankung meines Mannes und jetzt nach seinem Tod) enttäuscht wurde.  Manche Menschen kann man nicht ändern, selbst wenn man es sich noch so sehr wünscht.

        …man braucht die Energie um nicht ganz zu zerbrechen.

        Ich wünsche uns allen ganz liebe, verständnisvolle Menschen an unsere Seite.

        • #595643

          Ich gebe den Dank im Geiste an meinen Mann  weiter. Als er krank war habe ich auch gelitten unter dem Verhalten einiger und Erklärungen, ja quasi Entschuldigungen für  Freundinnen gesucht. Und er dann hat genau so etwas zu mir gesagt-vielleicht sogar noch deutlicher und härter. „Du entschuldigt grade andere! Bist Du doof? Du weißt doch gar nicht was die denken. Vielleicht ist es denen ja wirschlich sch*** egal. Da haste nichts von. Lass es, säg die ab, die brauchst Du nicht.“ Es hat gedauert das umzusetzen und auch das tut weh und ich bin teilweise bis heute enttäuscht. Doch ohne den innerlichen harten klaren Schnitt tat es immer wieder weh und Enttäuschung folgt auf Enttäuschung. Das ist es nicht wert. Er selbst hat das auch so knallhart durchgezogen-zum Glück. Denn die Kraft für sowas war auch zu seinen Lebzeiten nicht da.

          Das schönste ist, dadurch kam der Raum für andere Freundschaften, die nach und nach wuchsen. Eine „neue beste“ Freundin. Diese und die im Adressbuch „übrig gebliebenen“ sind jetzt an meiner Seite und retten mir den ein und anderen Tag. Ein weinendes Auge das alles auch erlebt haben und ein lachendes für mein großes Glück jetzt schon die zu haben, die mit ehrlich beistehen.

          Es gibt diese lieben, verständnisvollen Menschen an unseren Seiten. Und ich finde, dass man sie jetzt nach und nach als solche erkennt und auch neu kennen lernt. Die Freundschaften die daraus jetzt erwachsen sind die, die alles überstehen und in die man sich ohne Sorgen fallen lassen kann. 🙂

          Lieben Gruß,

          Astrid

    • #595627

      Liebe Annie, liebe Runde,

      es ist für jeden schwierig, der nicht in einer vergleichbaren Situation steht. Wir wissen alle, die grosse Welt dreht sich weiter, aber unsere kleine – noch – nicht. Und wann immer sie sich weiterdrehen wird, ist sie eine andere und wir sind anders. Und das nicht schleichend über Monate sondern von einer Minute zur nächsten. Das muss erst in unserere Freundschaften hineinwachsen und ein Teil davon werden. Übersensibel, ungerecht und egoistisch bin ich deswegen. Aber eigentlich möchte ich nur, dass sie da sind, gegen die Einsamkeit, als Zuhörer. Das sie mich verstehen, kann ich nicht erwarten. Ich verstehe mich ja meist selbst gerade nicht. Menschen, die mir eigentlich fremd sind, aber den Verlust kennen oder teilen, sind auch mir jetzt manchmal näher. Oberflächlich Freundschaft braucht jetzt keiner. Hilflos überforderte, enge lange Freunde lasse ich nicht gehen, auch wenn ich mit gerade von ihnen enttäuscht fühle. Ich versuche in mich zu horchen, was ich gerade will-Zerstreuung, Traurigkeit teilen oder über den Verlust reden und versuche dann zu wählen, wer mir das gerade geben kann…

      Ungefragt müssen wir mit dem Verlust umgehen, und unsere engen Freunde müssen ungefragt mit dem umgehen, was dieser Verlust aus ihrem Freund gemacht hat…

    • #596011

      Manchmal ist es nur Gedankenlosigkeit…

      Guten Freunden, die wirklich immer für mich da sind, hatte ich Ostergrüße geschickt. Zurück kam die Nachricht, dass sie nun über Ostern das Telefon abstellen würden, um Zeit zu zweit zu verbringen.

      Es fühlte sich an wie ein Messer direkt ins Herz

      • #596026

        Das ist eigentlich nicht mehr zu toppen, insbesondere an Ostern und diesem schrecklich langen Wochenende. Ist es gedankenlos, empathielos, egoistisch, rücksichtslos….? Kommt gut durch diesen zweiten Feiertag. Morgen ist zum Glück wieder Alltag.

      • #596097

        Ohne Worte…und einfach traurig.

        Ich hoffe, du hast das lange Osterwochenende einigermaßen gut überstanden.

         

    • #596024

      Aua.

      Ja, das musste nun  nicht wirklich  sein.

      Ich finde den Umgang mit Paaren sowieso eher schwierig zur Zeit.

      Mir ist das inzwischen alles so fremd geworden-dieses ganze Thema Zweisamkeit ist wie aus einem anderen Leben.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 5 Tage von Kilana.
    • #596027

      Hallo Catherine,

      Ja… da fragt man was so eine Aussage soll …. fehlende Empathie?

    • #596032

      Liebe Catherine,

      das ist echt übel! Wie kann man auf so eine Idee kommen? Ich habe mal gelesen, dass jeder im Umfeld immer nur sein Bestes gibt und viele halt mit der Situation nicht umgehen können. Mittlerweile glaube ich aber, dass es vielen einfach egal ist und sie egoistisch ihr Leben leben wollen. Ich habe Freunde, die mir im letzten halben Jahr eigentlich immer nur erzählt haben, was sie am Wochenende alles unternehmen. Auf die Idee,  mich zu fragen, ob ich mal mitkommen will, kam keiner (bin wahrscheinlich mit meiner Heulerei sozial nicht kompatibel). Habe jetzt beschlossen, den Kontakt abzubrechen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Gott sei Dank sind nicht alle so.

      Ich wünsche dir alles Gute und allen noch einen erträglichen Rest-Ostermontag.

      Liebe Grüße,

      Emma

    • #596043

      Ich habe hier ein Ehepaar, mit dem wir sehr gut befreundet waren. In den ersten Wochen nach Thomas Tod waren sie da für mich. Seit Weihnachten habe ich allerdings nichts mehr von ihnen gehört, 3 Monate lang.

      Ich war leider nicht in der Lage mich bei ihnen zu melden. Vor kurzem haben sie von einer gemeinsamen Freundin erfahren, dass ich ganz konkrete Angebote oder Vorschläge brauche. Darauf haben sie sich nun endlich bei mir gemeldet und mich für heute Mittag eingeladen.

      Wir haben dann am Anfang darüber gesprochen warum sie so lange still waren. So richtig nachvollziehbare Antwortet habe ich nicht bekommen …. eher so „wir wollten dich nicht überlasten“ …. in dieser Richtung. Naja, wir konnten es klären und auch ich konnte ihnen nochmal verständlich machen, dass ich auf konkrete Angebote angewiesen bin. Das wollen sie nun beherzigen.

      Es war dann noch ganz schön und ich konnte mein Herz teilen und sie mal mitnehmen in meine Welt.

      • #596066

        Hallo Susanne,

        ja, ich brauche auch immer konkrete Vorschläge. Irgendwie ist da jeder Trauernde gleich, auch wenn man sagt, jeder trauert anders. Daher ist dieser Satz „Melde dich, wenn du etwas brauchst“ ja so bescheuert.

        Liebe Grüße,

        Emma

        • #596115

          Ja, wir machen alle recht ähnliche Erfahrungen. Deshalb tut der Austausch hier so gut.

          „Meld dich, wenn du was brauchst“ kann ich echt nicht mehr hören.

    • #596119

      Da geb ich Dir recht Susanne; das klingt für mich mittlerweile wie der billige Escape-Satz vom Discounter. Schnäppchen, um seine Schuldigkeit zu tun …

    • #596121

      Hallo zusammen,

      Vielleicht geht es bei den belanglosen Sprüchen Eurer Freundinnen gar nicht um Euch und um Eure Trauer, welche von diesen ignoriert wird. Es gibt einfach Menschen,die sich nicht mit tiefergehenden Problemen beschäftigen wollen. Nicht mit dem Ukraine Krieg, nicht mit dem Hunger in der Welt und nicht mit der Klima Krise. Also auch nicht mit Eurem Verlust. Die Beschäftigung mit schwierigen Situationen (privat und global) würde ja an deren heile Welt Gedanken kratzen… und wer will das schon… Ich habe auch solche Freunde/Bekannte, mit denen ich nur darüber reden kann, dass die Sonne so schön scheint, das Essen sehr lecker ist und der Urlaub wunderbar war. Insofern gucke ich einfach danach „wem kann ich was zumuten“ und Gott sei Dank gibt es auch Menschen, denen man einiges zumuten kann. Die anderen hebe ich mir für belangslose Gespräche auf. 😉

    • #596123

      Sicher hast Du Recht maks, nur macht es das irgendwie besser ?

      Verstehen kann ich das alles auch aber die Verletzung bleibt.

    • #596125

      ich brauche auch konkrete Vorschläge von meinen Mitmenschen ….. aber Ostern bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe 2 befreundeten Ehepaare gesagt, dass ich Angst vor Ostern habe und nicht alleine sein möchte. Und beide (jeweils an einem Tag) waren für mich da, was mit gut getan hat.

      Ansonsten finde ich das „melde Dich wenn Du was brauchst“ auch ganz schrecklich – ebenso den Satz wie geht es Dir? Diesen beantworte ich mittlerweile mit der Gegenfrage „wie soll es mir denn gehen?“

       

       

    • #596131

      Wenn die Frage „Wie gehts dir?“  nicht nur floskelhaft im Vorbeigehen gestellt wird, finde ich sie eigentlich ok so als Einstieg.

      Meist antworte ich darauf  „Diese Frage kann ich nicht so einfach mit gut oder schlecht beantworten, das ist zu komplex“. Dann sehe ich ja wie mein Gegenüber reagiert. Wenn das dem Fragesteller reicht, ok. Wenn es Gelegenheit gibt, weiter auszuholen, nutze ich das und erzähle, was mich bewegt.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 4 Tage von Susanne M..
    • #596136

      Hallo,

      Ich bin im Grunde froh, wenn mal ein „wie geht es dir“ kommt, wenn es der Fragesteller denn wirklich wissen will und es nicht nur (wie du schon sagst, Susanne) gedankenlos als Floskel sagt. Ich habe inzwischen viele Treffen gehabt, bei denen so getan wurde, als wäre alles wie immer, nichts ist passiert… wir sind ja alle so happy und albern und erzählen uns die nächste und nächste Belanglosigkeit um ja keine unangenehme Pause entstehen zu lassen. Keiner wagt es, mich auf irgendetwas anzusprechen oder mal zu fragen, wie z.Z. mein Leben aussieht. DAS ist für mich unerträglich, DA wäre ich froh, um ein ernstgemeintes Interesse. Wenn allerdings die Frage gestellt wird und meine Antwort lautet z.B. „grad nicht so gut“, ist es manchmal fast faszinierend zu beobachten, wie man an einigen Gesichtsausdrücken die Panik sieht: „Ach du Sch… wie komm ich aus der Nummer wieder raus.“ Ich hab’s so über!

      Sorry… musste mal raus.

      Aber ich weiß, dass es auch anders gehen kann, andere gibt. Auch das habe ich ja erlebt, nur eben weniger. Und ansonsten ist deine Antwort:

      „Diese Frage kann ich nicht so einfach mit gut oder schlecht beantworten, das ist zu komplex“

      und dein Umgang mit der Resonanz ein guter, vielleicht nachahmenswerter Tipp für mich.

       

    • #596167

      Ich hatte auch gerade ein denkwürdiges Erlebnis.

      Ich bin heute bei einer Veranstaltung einer Frau begegnet, mit der ich vor Jahren mal etwas enger befreundet war…allerdings von ihrer Seite her auch nur solange, wie sie aufgrund einer Fuss OP Unterstützung  brauchte.

      Danach wollte sie offensichtlich keinen Kontakt mehr, weil sie sich mit meiner damaligen “ besten Freundin “ angefreundet hatte und es angeblich mit mir nicht so “ passte“ .

       

      Als ich sie vor einigen Monaten, kurz nachdem mein Liebster gestorben war, bei einer ähnlichen  Veranstaltung

      getroffen habe, sind wir zumindest noch ein Stück des gemeinsamen Nachhausewegs zusammen gegangen-natürlich ohne ein Wort über den Todesfall.

       

      Heute bin ich direkt nach dem Ende gegangen, weil mir das Geschnattere und die Themen zu blöd waren.

       

      Danach bin ich dann noch einkaufen gegangen und sah sie dann auch den Supermarkt betreten….sie muss mich gesehen haben und drückte sich dann auffallend lange am Gemüsestand herum, ziemlich augenscheinlich, um mir nicht direkt begegnen zu müssen.

       

      Peinlich….ich bin mir ziemlich sicher, dass sie von meiner Krebserkrankung  weiss und sich deshalb so verhält

      Vor zehn Jahren war ich noch so naiv, solche Menschen als stark und unabhängig zu empfinden….Gott was war ich blöd damals.

       

      Und ich finde es sehr tröstlich, hier in diesem Forum zu sein, wo man so was los werden kann, ohne dass man direkt mit der ganzen Rechtfertigungslitanei überzogen wird, dass man so ein Verhalten doch verstehen müsse , oder dass die andere einen vielleicht gar nicht gesehen habe .

       

      Es ist entlastend, sowas los werden zu können, damit es nicht unnötig Energie frisst.

       

       

       

       

      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 3 Tage von Kilana.
      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 3 Tage von Kilana.
    • #596172

      Man will sich nicht ärgern und macht’s dann doch, oder?  Aber in unserem zarten Alter von 60+ ( und natürlich jünger) ist klar,  dass einem immer mal wieder Leute begegnen, die enttäuschen. Gut, wenn man sie alsbald konsequent vergessen kann. Muss man üben.

    • #596174

      Hallo Zusammen,

      davon gibt es noch eine andere Variante, wo ich später gedacht habe „ was war ich. blöd“: Ich wizrde auf der Straße von einer Frau angesprochen, die sich ganz empathisch gab, mit der ich vor Jahren mal gesprochen habe, weil Oeter sie kannte, und sie sich damals bei mir nach ihm erkundigt hat…… Am Tsg von Petrrs Tod, wie gesagt sprach sie mich auch an, und brachte sich in Erinnerung, dass sie Peter ja kennt und erkundigt fugte sich bei mir…… Ich blöd wie ich. In, zumal sie ein paar Häuser weiter wohnt, habe im Schock Rede und Antwort gestanden……

       

      wie dämlich ich doch bin, heute geht sie an mir vorbei, als würde sie mich weder sehen, noch kennen…… Manchmal fällt es total schwer, das dann einfach ab zu Haken…… Ich hake es ab unter dämliche neugierige Nuh ….. war ich ja auch 😓

    • #596175

      Hallo Zusammen,

      davon gibt es noch eine andere Variante, wo ich später gedacht habe „ was war ich. blöd“: Ich wizrde auf der Straße von einer Frau angesprochen, die sich ganz empathisch gab, mit der ich vor Jahren mal gesprochen habe, weil Oeter sie kannte, und sie sich damals bei mir nach ihm erkundigt hat…… Am Tsg von Petrrs Tod, wie gesagt sprach sie mich auch an, und brachte sich in Erinnerung, dass sie Peter ja kennt und erkundigt fugte sich bei mir…… Ich blöd wie ich. In, zumal sie ein paar Häuser weiter wohnt, habe im Schock Rede und Antwort gestanden……

       

      wie dämlich ich doch bin, heute geht sie an mir vorbei, als würde sie mich weder sehen, noch kennen…… Manchmal fällt es total schwer, das dann einfach ab zu Haken…… Ich hake es ab unter dämliche neugierige Nuh ….. war ich ja auch 😓

      Man muss nicht gemocht werden nur weil man trauert.

    • #596191

      Na ja, das eh nicht. Es ging mir auch nicht darum von ihr gemocht zu werden. Es ist für mich unfassbar, neugierig zu sein, und dann später so zu tun, als würde man sich nicht kennen.

      Da finde ich leider des Zusammenhang nicht zu Deinem Satz „Man muss nicht gemocht werden nur weil man trauert.“

       

      …. aber ich muss nicht alles verstehen…..

    • #596193

      Ich denke, dass der Begriff Freund oder Freundin manchmal etwas überstrapaziert wird. Allerdings lese ich hier immer wieder von jahrzehntelangen Freundschaften, so dass ich mich tatsächlich frage, was während dieser doch verhältnismäßig langen Zeit so alles besprochen oder in den Gesprächen gestreift wurde. Ich selbst hatte keine Freundin über Jahrzehnte hinweg.
      Freundinnen hatte ich in der Schulzeit, als Puppenspielen noch angesagt war und später dann als Teenager, als Jungs interessant wurden. Doch da hat sich – so habe ich im Nachhinein das Empfinden – schon die Spreu vom Weizen getrennt. Ich habe eine Freundin nicht wirklich vermisst, weil ich die grundlegenden Merkmale dafür bei kaum einer erkennen konnte.

      Als ich in späteren Jahren einmal eine gute alte – im wahrsten Sinne des Wortes – Bekannte, die oft von ihrer Freundin erzählte, gefragt habe, ob sie dieser denn alles anvertraut und die ihr ebenso, bekam ich die prompte Antwort : „Ja.“ Das hat mir aber nicht ganz genügt und ich habe noch einmal nachgehakt: „Wirklich alles?“ Die Antwort ließ ein paar Sekunden auf sich warten, bis ein zögerliches: „Naja… alles vielleicht nicht…“ kam.
      Eine wirkliche Freundin wäre für mich die, der ich vorbehaltlos das alles erzählen könnte, was ich u.U. meinem Tagebuch anvertrauen würde. Mein Tagebuch gibt mir keine reale Antwort, aber von einer Freundin würde ich es erwarten. Mit Tod und Sterben können die wenigsten umgehen; wir konnten es früher auch nur bedingt und vermeintlichen Freund*innen geht es sicher nicht anders.

      Als die Traueranzeige für meinen Mann in der Tageszeitung erschien, hat mich noch am selben Tag eine Bekannte – unsere Männer waren Kollegen und sehr gute Kumpel – angerufen, mir ihr Beileid ausgesprochen und sich lange mit mir unterhalten. Ich habe dann nichts mehr von ihr gehört. Als ihr Mann jetzt vor ein paar Jahren starb, habe ich ihr eine wunderschöne Kondolenzkarte geschickt und – keine Antwort, kein Dankeschön, nichts dergleichen zurückbekommen. Ich würde behaupten, dass solch ein Verhalten heute schon fast die Norm ist. Bei ihr hätte ich allerdings auch nie von einer Freundin gesprochen, aber wir hatten gute Zeiten alle miteinander.

      Hier noch eine Passage aus meiner privaten Bibel (D.C.), die natürlich nicht für jede/n Gültigkeit haben muss:  Heute ist mir klar, dass die Menschen gar nicht an dich oder mich denken oder sich darum kümmern, was man über uns sagt. Sie sind mit sich selbst beschäftigt…Ein leichter Kopfschmerz, den sie selbst haben, macht ihnen weit mehr Sorgen, als ihnen die Nachricht von deinem oder meinem Tod verursachen würde.
      Das ist vielleicht etwas überzogen dargestellt, kommt aber der Wahrheit ziemlich nahe.

      Gesamthaft mag alles etwas negativ klingen, ist aber bei weitem nicht so gedacht oder gemeint. Es ist ganz einfach mein Erleben mit dem Begriff Freundschaft, mit dem ich zeit meines Lebens vorsichtig umgegangen bin.

      • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Wochen, 2 Tage von blackeyes.
      • #596199

        Liebe blackeyes,

        Du sprichst mir so aus der Seele. Ich habe da die gleiche Vorstellung von Freundschaft wie Du, und ja, auch diese Einstellung.

        Ich danke Dir so sehr. Ich lese hier so oft von Freundinnen, und habe immer bei mir gesucht, was stimmt mit mir nicht, sind meine Erwartungen zu hoch, usw.

        Ich danke Dir wirklich sehr👍👍👍👍

        Jetzt fühle ich mich nicht mehr so falsch und auch nicht mehr so suchend.

        Ich finde es toll, wie Du Dich dieser Bekannten gegenüber verhalten hast. Und ich, wenn ich Zuwendung gebe, erwarte ich auch nichts, aber Ignoranz, oder Interesse aus Neugier sind für mich schon böse Züge.

        LG Birgit🥰

         

         

    • #596196

      Liebe blackeyes,

      ich gehe mit dem Begriff Freundschaft mittlerweile auch sehr vorsichtig um, weil auch ich von manchem enttäuscht wurde, wie wir alle hier.

      Aber es gibt sie und zwar in dem Sinne, den Du zur Voraussetzung machst. Freunde, denen man alles aber auch wirklich alles anvertrauen kann und das wirklich seit Jahrzehnten, sowohl Männer als auch Frauen. Meine längste Freundschaft währt seit 50 Jahren und hat die Distanz von 600 km gut vertragen. Mit anderen bin ich seit der Studienzeit eng verbunden, auch wir könnten über alles reden. Im höheren Alter sind Menschen dazugekommen – nun auch schon seit 10 Jahren -, die ich ebenfalls als Freunde im ganz engen Sinne betrachte. Mein Mann war mein allerbester Freund aber die anderen – eine knappe Handvoll – haben seinen Verlust aufgefangen, so gut es eben ging – Freunde eben.

      So kann ich Deiner Bibel nicht zustimmen; diese Menschen denken tatsächlich an mich und reflektieren meine Situation. Woran erkenne ich das ? Sie reden mit mir offen über ihre Angst, dass es ihnen jederzeit genauso gehen kann und stellen ehrliche Fragen nach dem Trauerweg. Und wenn wir zusammen sind, sitzt mein Mann immer mit am Tisch.

      Ich empfinde das als großes Geschenk, für das ich mehr als dankbar bin.

      Catherine

    • #596200

      Heute ist mir klar, dass die Menschen gar nicht an dich oder mich denken oder sich darum kümmern, was man über uns sagt. Sie sind mit sich selbst beschäftigt…Ein leichter Kopfschmerz, den sie selbst haben, macht ihnen weit mehr Sorgen, als ihnen die Nachricht von deinem oder meinem Tod verursachen würde.

      Liebe blackeyes,

      wenn du „die Menschen“ durch „viele Leute“ ersetzt, stimme ich sofort zu. Denn die Ausnahmen, die es gibt, ändern ja alles. Daher geht es darum, die Ausnahmen zu finden. Das sind aber nicht unbedingt diejenigen, die man dafür hält. Als ich nach dem Tod meiner Frau einem alten Freund mein Leid klagte, sagte er nur: „Das ist dein Schicksal. Trage es.“ Zuerst war ich darüber wie vor den Kopf gestoßen. Mancher hätte gesagt: „So, das war’s jetzt mit dem.“ Aber heute weiß ich, dass er recht hatte. Hätte ich ihm damals die Freundschaft gekündigt, täte es mir heute leid. So kann’s gehen.

      PS:
      Meinem Tagebuch, das ich nicht habe, würde ich nicht alles anvertrauen. Wer weiß, wer das einmal liest. 😇

      LG, conny2

      • #596203

        …wenn du „die Menschen“ durch „viele Leute“ ersetzt, stimme ich sofort zu….

        Du weißt, lieber conny, dass es nicht mein eigener Text ist, sondern dass ich zitiert habe 😉. Ich selbst schwanke zwischen den Menschen und vielen Leuten, tröste mich aber mit dem Gedanken, dass viele Leute menschlich sind

        Meinem Tagebuch, das ich nicht habe, würde ich nicht alles anvertrauen. Wer weiß, wer das einmal liest. 😇

        Mir macht das dann zu dem Zeitpunkt, wo es so gut wie sicher von keinem Fremden gelesen wird, auch kein Kopfzerbrechen mehr, schätze ich 😄. Wobei man schon etwas sorgsam mit dem sein sollte, was man zurücklässt.

        LG, blackeyes  😉

    • #596201

      Liebe blackeyes,

      ihr lieben alle,

      ich gebe dir durchaus recht damit, dass der Begriff „Freund/in“ manchmal vorschnell gewählt ist. Manche so benannte sind tatsächlich „sehr gute Bekannte“, mit denen man vor allem gute Zeiten erlebt, die schlechten spart man dann evtl schon von allein aus. Die bei meiner Themeneröffnung genannten 4 gehören eher zu den sehr guten Bekannten seit 25 Jahren, das muss ich zugeben. Allerdings gibt es da inzwischen sehr positive Entwicklungen, zumindest mit einer der 4 Frauen.

      Nicht einig bin ich mit dir, wenn es darum geht, dass nur der/diejenige eine Freund/in sein kann, wenn man ihr ALLES erzählen kann oder erzählt hat und umgekehrt. Es gibt Dinge, die ich selbst meinem besten Freund (meinem Mann) vielleicht nicht erzählt habe und auch bei meinen besten, engsten Freundinnen (davon gibt es im Grunde nur 2) würde ich es nicht erwarten und selber nicht unbedingt machen wollen. Es reicht mir zu wissen, dass ich es könnte. ICH entscheide auch hier, was ich von meinem innersten preisgeben möchte. Der Grad der Freundschaft hängt bei mir von anderen Dingen ab: Liebe (oder „sehr mögen“, wie man mag), Vertrauen, Verlässlichkeit, Diskretion, Zusammenhalt und Beistand in schwierigen Zeiten. Aber das kann jeder für sich selber ja definieren, ich glaube nicht, dasses für Freundschaft allgemeingültige Voraussetzungen/Regeln gibt.

      Die Passage aus deiner Bibel mag auch für den einen oder anderen, den ich kenne, zutreffen. Aber ich spüre auch von „sehr guten Bekannten“ eine andauernde Zugewandheit, welche ich so nicht erwartet hätte. Aber du hast ja auch geschrieben, dass es überspitzt dargestellt ist und nicht auf jeden zutrifft.

      Ich hatte bzw werde noch ein hoffentlich schönes Erlebnis haben, was mich tief berührt: Mein Mann und ich waren über eine sehr lange Zeit (ca. 20 Jahre) mit einem Paar sehr eng „befreundet“ (trifft/traf zu). Die beiden Männer hatten während der Studienzeit eine 2er WG in Osnabrück. Wir waren gegenseitige Beistände bei unseren Hochzeiten, haben miteinander Urlaub gemacht, unsere Kinder waren im gleichen Alter, haben uns einfach sehr gemocht etc. Entfernung unserer Wohnorte ca. 3/4 Stunde. Vor ca. 8 Jahren ist das, ohne das etwas vorgefallen ist, immer weniger geworden und irgendwann war es vorbei… warum, wieso, ich weiß es nicht. Hab dann über die Jahre immer überlegt, wieder anzurufen, nachzufragen, aber… je länger es her war, um so weniger getraut, verschoben. Man hatte ja auch so viel anderes… wie blöd man manchmal ist. Ich habe sie mit der Trauerkarte und einem langen Brief über den Tod meines Mannes informiert. Zurück kam eine Whatsapp über ihre Betroffenheit und dem Angebot eines Telefonates, sobald ich es möchte. Ich muss zugeben, ich war sehr enttäuscht und traurig. Habe zurückgeschrieben, dass ich gerne mit ihnen sprechen würde, aber nicht am Telefon und dass es mir (ganz am Anfang) noch sehr schlecht geht. Sie haben wieder geschrieben: „melde dich, wenn es geht, wir sind immer …“ Ok, dachte ich, das wars, dann ist das halt so. Am letzten Sonntag waren sie im Ruhewald und haben den Baum nicht gefunden, sich gemeldet und entschuldigt, dass das jetzt erst passiert, sie haben die ganze Zeit an mich gedacht und überhaupt nicht gewusst was sie machen sollen. Sie haben ein Treffen für den nächsten Sonntag vorgeschlagen. Vielleicht haben sie sich nach „unseren Maßstäben“ nicht optimal verhalten, aber ich freue mich so sehr die beiden wiederzusehen, eben wegen unserer gemeinsamen Vergangenheit, als alles noch gut und leicht und schön war.

      Seid erstmal alle lieb gegrüßt, Annie

    • #596202

      Friends for reasons, friends for seasons, friends for life…

      Ich teile die Auffassung, die Wilhelm Schmid in seinem Büchlein  “ Vom Glück der Freundschaft“  darlegt,  wenn er den Freundschaften,  die u.a. dem gegenseitigen Spaß oder dem Nutzen dienen,  die „wahre Freundschaft“ gegenüberstellt, die Art, wie Aristoteles sie thematisierte, von der er sagt, in dieser Freundschaft gehe es vor allem darum, den Anderen einfach nur zu mögen. Weil er er ist, und ich ich bin.

      Schmid geht so weit, dass er heutzutage sogar rein virtuelle Freundschaften für denkbar hält. Mich erinnert das an die Erzählung des Sohnes über seine warmherzige Mutter, Rosi Mittermeier, Ski- Legende aus Bayern, die ein Leben lang eine intensive Brieffreundschaft unterhalten habe, der Frau selber jedoch nie begegnet sei. In treuer Verbundenheit, wie der Sohn meint.

      Ich selber hatte das für mich riesige Glück,  der wahren Freundschaft begegnet zu sein. Einige sind leider tot. Aber es gibt noch vier Menschen, die keinen Nutzen aus unserer Freundschaft ziehen wollten,  sondern da sind, in guten und schlechten Zeiten. Mit denen auch Differenzen ausgetragen werden können, ohne deshalb am Gehalt der Freundschaft zu zweifeln. Insofern stimme ich Schmid hier zu, wenn er Parallelen zur Liebe sieht. Freundschaft, wahre, = Liebe ohne Sex.

      Diese Freundschaft setzt Bereitschaft zur Pflege voraus, Bereitschaft zum Vertrauen. Vielleicht auch Mut. Denn natürlich bleiben über die Jahre Enttäuschungen nicht aus.

      Das zu trennen ist ein Teil der Lebenskunst. Nicht Freundschaft zu negieren,  weil es auch Menschen gibt, in denen man sich getäuscht hat. Oder die sich in uns getäuscht haben.

    • #596205

      Danke für eure Antworten auf meine Sicht der Dinge, gegen die ich keinerlei Einwände habe, alles verständlich und absolut nachvollziehbar. Aber damit die Welt jetzt nicht denkt, ich sei in meinem Leben nur und ausschließlich von vermeintlichen Freunden enttäuscht worden, nein, beileibe nicht. Das war und ist ganz und gar nicht der Fall. Daher ist es ein Vorteil, wenn man sich selbst der beste Freund ist, dass einen Enttäuschungen nicht absolut in die Knie zwingen und fast an der Welt verzweifeln lassen (Spaß [!] mit Ironie vermischt 😉). Ganz sicher gibt es auch bei mir noch – soll heißen nach dem Tod meines Mannes – eine Handvoll Kontakte, die von Aufrichtigkeit und Vertrauen geprägt sind, mitunter (auch) über weite Entfernungen hinweg. Wie ernst man Freundschaften nimmt, wie immer man sie deutet und was immer man darunter versteht, ist letztendlich eine Sache des Herzens, weniger eine des Verstands, denke ich. Und so geht wohl auch jeder anders damit um.

    • #597411

      Liebe Alle,

      vor zwei Tagen habe ich mich mit einer Freundin getroffen die ich 55 Jahre kenne. Ich weiß das sie Anteil nimmt auf ihre Weise und es eigentlich gut mit mir meint, sie weiß aber auch immer alles besser, das war schon immer so und das mit der Empathie fällt ihr nicht leicht. Sie hat glaube ich die Idee das ich mal verreisen soll und hat keine Vorstellung davon wie sehr ich mein Nest noch brauche. Ich lebe hier mit meinen geliebten alten (17 und 18 Jahre) und kranken Katzen, die aber auf der anderen Seite auch eine Belastung sind, sie brauchen regelmäßig Medikamente, lassen sich nur ungern von anderen versorgen, wenn doch bedeutet das Morgens und Abends ca. eine Stunde Aufwand. Ich bin hier also sehr angebunden. Die „Freundin“ hat mir nun ernsthaft vorgeschlagen die Tiere sterben zu lassen oder einzuschläfern. Den Spaziergang habe ich dann ausgelassen und bin wirklich zitternd nach Hause gefahren weil mich das so geschockt hat. Ich bin immer noch fassungslos aber auch traurig, dass es das nun war mit dieser Freundschaft für mich.

      Liebe Grüße, Magdalena

       

    • #597412

      Man, man…ich habe bestimmt Verständnis für die Ahnungslosen – gehörte ja selber mal dazu –  aber kein grenzenloses Verständnis.

      Ach Magdalena, eigentlich braucht kein Mensch noch mehr Verluste, aber Zeiten ändern sich. Mehr „Elefant im Porzellanladen“ geht ja fast gar nicht. Ich habe keine Ahnung, warum viele Menschen einfach nur ihre neunmalklugen Ratschläge loswerden wollen? Mittlerweile denke ich darüber:“ Ach Leute, geht mit euch so um, aber lasst mich mit dem Mist in Ruhe!“

       

       

      • Diese Antwort wurde geändert vor 4 Tage, 1 Stunde von Lebensfluss.
    • #597416

      Liebe Magdalena,

      soviel Dummheit ist wirklich schwer zu ertragen. Meine beiden Kater haben mir in den letzten beiden Jahren das Leben gerettet, mir einen Rhythmus gegeben und mich morgens aufstehen lassen….

      Selbst wer nie das Glück hatte, diese Form der Verbundenheit mit einem Tier kennenzulernen, sollte in der Lage sein, diesen Wert zu erkennen. Aber ich kenne das – in milder Form – auch. Im Gespräch unter Freunden (und damit meine ich wirklich Freunde) sprachen wir über das Thema, wie wertvoll meine Katzen für mich sind seit dem Tod meines Mannes. Vier waren sich einig und einer meinte „Ihr wisst aber schon, dass das nur Tiere sind ?“.

      Liebe Grüße auch an Deine Beiden
      Catherine

    • #597418

      Vielleicht erkennen  diejenigen, die nie ein Tier hatten das wirklich nicht.

      Ein Tier ist zwar kein Mensch , aber eben IMMER in der Nähe…man sieht es aufwachsen und älter werden und es gehört einfach zum Tagesablauf dazu.

       

      Und gerade in der Trauer ist dieser Körperkontakt und das Kuscheln auch enorm wohltuend…und eben, man kann eine alte Katze nicht einfach “ entsorgen“ , nur weil jemand anderes meint, man solle vielleicht mal verreisen.

       

      Die Katzen haben ja auch zum gemeinsamen Leben mit dem Verstorbenen dazu gehört.

       

      Ich persönlich konnte die Katze meiner Mutter eigentlich nie besonders leiden-trotzdem war ich traurig, als sie dann zwei Jahre nach meiner Mutter auch noch gestorben ist.

      Sie war ja auch ein Teil Erinnerung.

    • #597426

      Liebe Magdalena,

      ich drücke dich mal aus der Ferne und deine Kätzchen gleich mit.

      …bei solchen Gesprächen geht es mir wie dir. Ich kann da nicht einfach einen Haken setzen und weiter machen. Mich belastet so etwas auch sehr.

      Ich habe selbst einen Hund, den wir allerdings während der Erkrankung meines Mannes gekauft hatten und der zum Glück noch jung ist.

      Unsere alte kranke Hündin starb leider 1 Jahr vorher an einem Nasentumor.

      Ich bin froh, dass wir uns entschlossen hatten nochmals einen Hund zu holen. Er gibt mir Struktur und ich weiß nicht wie es gewesen wäre, wenn ich ihn nicht gehabt hätte.

      Deine Freundin hat sicherlich keine Ahnung, was Tiere einem geben können, aber dennoch finde ich ihre Aussage total daneben.

      Alles Liebe

      Heike

    • #597437

      Liebe Magdalena,

      da bin ich ja geschockt, dass jemand überhaupt auf so eine Idee kommt und es dir dann auch noch zu sagen. Wie kann man nur so gefühlskalt sein? Tiere helfen sicherlich sehr, auch fühlt man sich bestimmt weniger allein. Ich habe leider keine Haustiere, freue mich aber sehr über die Vögel im Garten. Sei froh, dass du die Tiere hast, sie stützen einen sicherlich mehr als manche Mitmenschen mit komischen Ratschlägen.

      Lg Emma

    • #597489

      Ihr Lieben,

      danke für eure Anteilnahme.

      Ich war wirklich sehr aufgewühlt und erschüttert an diesem Tag. Meine Katze kuschelt nicht so gerne mit mir, geht nur mal zwischendurch für ein paar Minuten aber sie ist trotzdem sehr auf mich bezogen (sie war die Katze meines Mannes, mit ihm hat sie stundenlang gekuschelt). Der Kater ist da anders, er schläft gerne in meinem Bett, normalerweise am Fußende auf der Wolldecke. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin lag er angekuschelt in meiner Halsbeuge… so kann das sein mit den Tieren.

      Liebe Grüße, Magdalena

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